Trump-Regierung lässt Mörderin hinrichten
13. Januar 2021Manches ist so grausam, dass es einem die Sprache verschlägt. Dazu zählt sicherlich auch die Tat von Lisa Montgomery. Sie erwürgte 2004 im US-Bundesstaat Missouri eine Schwangere, schnitt der jungen Frau den Bauch auf, um an deren ungeborenes Baby zu gelangen und das Kind als das eigene auszugeben. Wegen dieses Mordes wurde Montgomery vor 14 Jahren zum Tode verurteilt. Seitdem wartete sie auf ihre Hinrichtung.
Die scheidende Regierung von US-Präsident Donald Trump setzte nun alles daran, die Strafe noch in ihrer kommende Woche endenden Amtszeit vollstrecken zu lassen. Und so starb Lisa Montgomery in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) durch eine Giftspritze.
Die 52-jährige wurde im Gefängnis in Terre Haute im US-Bundesstaat Indiana hingerichtet, wie das US-Justizministerium mitteilte. Der Tod trat um 1.31 Uhr ein. Dies sei die erste Exekution einer nach Bundesrecht verurteilten Frau seit 1953 gewesen, berichten US-Medien.
Zwar hatte am Montag ein Bundesgericht in Indiana die Vollstreckung unter Verweis auf Montgomerys Geisteszustand zunächst ausgesetzt. Ein Berufungsgericht hob die Entscheidung einen Tag später jedoch auf. Der Supreme Court in Washington gab schließlich den Behörden Recht und machte den Weg für die Hinrichtung endgültig frei. Dann ging alles sehr schnell. Wenige Stunden später war Montgomery tot.
Weitere Todeskandidaten
Trotz zunehmender Kritik lassen viele US-Bundesstaaten verurteilte Täter hinrichten. Auf Bundesebene wurden Exekutionen hingegen seit 2003 nicht mehr ausgeführt. Doch die Trump-Regierung hatte die Vollstreckung von Todesurteilen im vergangenen Jahr nach einem gewonnenen Rechtsstreit wieder aufgenommen. Medienberichten zufolge hatte die Regierung seither zehn Straftäter hinrichten lassen. Lisa Montgomery war nun die 11. Todeskandidatin.
Bis zur Amtsübernahme von Trump-Nachfolger Joe Biden am 20. Januar will die US-Regierung nach Angaben des Death Penalty Information Centers noch zwei weitere Todesurteile vollstrecken. Donald Trump ist ein Befürworter der Todesstrafe. Ein Gnadengesuch von Montgomerys Anwälten ignorierte der scheidende Präsident.
"Grausame Entscheidung"
Von einem "feigen Blutrausch einer gescheiterten Regierung" sprach ihre Verteidigerin Kelley Henry nach der Exekution. Jeder, der an Montgomerys Hinrichtung beteiligt war, solle sich schämen. "Die Regierung hat in ihrem Eifer, diese gebrochene und wahnhafte Frau zu töten, vor nichts Halt gemacht'', sagte Henry. "Lisa Montgomerys Hinrichtung war weit entfernt von Gerechtigkeit.''
Ähnlich die Reaktion der katholische Gemeinschaft Sant'Egidio in Rom: In einer Stellungnahme spricht die Organisation von einer "grausamen Entscheidung", die vom Wunsch nach Rache geleitet sei und nichts mit Gerechtigkeit zu tun habe. Der Beschluss der Trump-Regierung, Exekutionen auf Bundesebene wieder aufzunehmen, solle bald einer neuen "Ära der Achtung vor dem Leben" weichen. Sant'Egidio setzt sich wie das katholische Lehramt für die Abschaffung der Todesstrafe weltweit ein und setzt auf den kommenden Mann im Weißen Haus. Der künftige Präsident Joe Biden hat sich gegen die Todesstrafe auf Bundesebene ausgesprochen.
Kritik auch von der EU
Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sagte, die Europäische Union bedauere die Hinrichtung zutiefst. Die EU sei unter allen Umständen entschieden gegen die Todesstrafe. Diese sei mit der menschlichen Würde und dem Recht auf Leben unvereinbar, unmenschlich, erniedrigend und habe eine keine abschreckende Wirkung, so der Sprecher. Er rief die US-Regierung auf, bis zur Übergabe des Präsidentenamtes an Biden keine weiteren Todesurteile auf Bundesebene mehr zu vollstrecken.
AR/se (dpa, kna, ap)