Tschad: DW-Korrespondent Eric Topona auf Bewährung frei
21. August 2013Sein erster Weg am Dienstag führte den 29-jährigen Journalisten in die Deutsche Botschaft in N’Djamena. Dort hatte er Gelegenheit, über eine sichere Leitung mit seiner Redaktion in Bonn zu telefonieren.
„Ich bin sehr froh, endlich den Duft der Freiheit wieder riechen zu können, den ich fast vier Monate vermisst habe. Ich habe meine Familie, meine Eltern, meine Verwandten bei guter Gesundheit angetroffen. Und ich bin endlich wieder frei. Es gibt kein größeres Glück. Die Freiheit ist für mich ein seltenes Gut geworden, und ich bin sehr, sehr froh“, so Topona.
Das Verfahren gegen ihn will Topona, der auch Generalsekretär des Tschadischen Journalistenverbandes (UJT) ist, nicht kommentieren. Am 6. Mai war er einer Zeugenvorladung gefolgt und noch am selben Tag inhaftiert worden. Viele Wochen wurde er ohne Vernehmung festgehalten, er konnte nicht einmal Stellung nehmen zu dem schwerwiegendsten Vorwurf: „Gefährdung der Verfassungsordnung“. Sie kann in dem zentralafrikanischen Land mit lebenslanger Haft bestraft werden.
Erst nach Wochen kam es zur ersten Vernehmung. Hierbei konnte er Stellung nehmen, sich verteidigen, die absurdesten Vorwürfe entkräften.
Die Anklage wurde auf „Diffamierung“ reduziert, am 19. August wurden Topona und der mitangeklagte Blogger Jean Etienne Laokolé, der bereits seit März hinter Gittern saß, in einem Schnellverfahren zu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Ihr Anwalt Sobdibé Zoua legte Berufung ein und will notfalls bis zum Verfassungsgericht ziehen. Zoua: „Unsere Mandanten haben die Vorwürfe nie zugegeben, und logischerweise sollten sie freigesprochen werden. In einem Monat wird das Berufungsgericht entscheiden. Mit etwas Glück und viel Anstrengung werden wir es vielleicht erreichen, dass sie in der Berufungsverhandlung freigesprochen werden.“
Eric Topona will seine journalistische Arbeit zunächst ruhen lassen. Die Haftbedingungen haben an ihm gezehrt; während der Zeit im Gefängnis erkrankte er an Malaria. Er brauche eine Pause, um sich zu besinnen und Kraft zu tanken, sagte er der DW und bedankte sich für die große Solidarität seiner Kollegen in Deutschland: „Ohne diese Unterstützung wäre ich vielleicht zugrunde gegangen und hätte meine Moral verloren. Diese Anteilnahme ist bis in meine Zelle durchgedrungen. Ich danke allen, die mich unterstützt haben, vor allem der Deutschen Welle und allen anderen Freunden auf internationaler Ebene. Es war ein sehr wichtiges Element war, um meine Moral zu stärken und bis zum Ende durchzuhalten“, so Topona.
Deutsche und internationale Medien hatten über seinen Fall berichtet, Kollegen der Deutschen Welle Geld für seine Malaria-Behandlung gesammelt, Intendant, Rundfunkräte, Berufsverbände, die Teilnehmer des Deutsche Welle Global Media Forum und Politiker mehrerer Parteien hatten sich für Topona eingesetzt. Zu Ende ist dieser Kampf aber wohl erst, wenn Topona wirklich frei gesprochen ist und wieder uneingeschränkt arbeiten kann.
„Wir sind sehr erleichtert“, sagte DW-Chefredakteurin Ute Schaeffer. „Toponas Schicksal führt uns vor Augen, wie viel unsere Korrespondenten oft riskieren und wie genau ihre Arbeit und die der Deutschen Welle in den Zielmärkten beobachtet wird.“