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Tugce ist tot

29. November 2014

Die Polizei hat die traurige Nachricht bestätigt: Die Studentin Tugce A. ist im Klinikum Offenbach den Verletzungen erlegen, die sie bei einer Prügelattacke erlitten hatte. Ein 18-Jähriger soll sie niedergestreckt haben.

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Bilder von Tugce mit Kerzen (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Die bei einer Prügelattacke schwer verletzte Tugce A. ist tot. Die lebenserhaltenden Geräte der Studentin seien am Freitagabend im Klinikum Offenbach abgestellt worden, sagte ein Sprecher der Polizei in Offenbach der Deutschen Presse-Agentur. Er bestätigte damit entsprechende Informationen des Hessischen Rundfunks (HR).

Auf dem Rasen vor der Klinik hatten zuvor rund 1500 Trauernde im stillen Gedenken an die türkischstämmige Frau verharrt. Tugce war bei einer Prügelattacke Mitte November so schwer geschlagen worden und anschließend gestürzt, dass sie ins Koma fiel und für hirntot erklärt wurde. Nach Erkenntnissen der Polizei hatte sie versucht, einen Streit in einem Schnellrestaurant in Offenbach zu schlichten. Tugces Eltern hatten entschieden, dass die lebenserhaltenden Geräte im Laufe des Freitagabend abgeschaltet werden sollten. An diesem Tag war sie 23 Jahre alt geworden.

Zwei Mädchen zur Hilfe gekommen

Die genauen Umstände des Falls sind unklar. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen hatte die Studentin aus Gelnhausen am 15. November versucht, zwei Mädchen vor Belästigungen durch Männer im Toilettenbereich des Fast-Food-Restaurants zu schützen. Danach soll es unter noch ungeklärten Umständen auf dem Parkplatz des Restaurants in Offenbach zu einem Streit gekommen sein.

Banner vor einem Fast-Food-Restaurant (Foto: dpa)
Errinnerung an die 22-Jährige, die auf dem Parkplatz des Restaurants von einem 18-Jährigen brutal niedergeschlagen wurdeBild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Ein 18-Jähriger soll die Frau mit einem Schlag niedergestreckt haben. Dabei fiel sie mit dem Kopf auf einen Stein und erlitt schwerste Schädel-Hirn-Verletzungen. Der 18-Jährige hat den Schlag in einem ersten Verhör eingeräumt. Seitdem sitzt er in U-Haft und schweigt. Gegen ihn wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Von den beiden Mädchen, denen Tugce vor dem Streit helfen wollte, fehlt noch immer jede Spur. Die Polizei sucht sie als wichtige Zeuginnen.

(Foto: dpa)
Kerzen am Tatort der PrügelattackeBild: picture-alliance/dpa

Seit den ersten Berichten über den Hirntod Tugces bringen in den sozialen Netzwerken Zehntausende ihre Trauer und Fassungslosigkeit zum Ausdruck. In der Internetpetition "change.org" fordern bislang mehr als 64.000 Unterstützer das Bundesverdienstkreuz für Tugce, die Zivilcourage gezeigt habe. Eine Gedenkseite auf Facebook wurde von 87.000 Menschen unterstützt.

Hessen und Gauck für Verdienstorden für Tugce

Inzwischen teilte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier mit, dass er Tugce posthum für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen wolle. Sie sei eine tapfere Frau gewesen. Ihr Vermächtnis solle sein, dass Gewalt in der deutschen Gesellschaft keinen Platz habe. Zuvor hatten Bouffier und der stellvertretende Regierungschef Tarek Al-Wazir der Familie ihr Beileid ausgesprochen: Es sei schlimm, "eine Tochter zu verlieren, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatte".

Auch Bundespräsident Joachim Gauck will einen Verdienstorden für Tugce A. prüfen lassen. Das teilte Gauck "change.org" mit. Er werde den Wunsch prüfen, die junge Frau mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zu würdigen. In einem Beileidsschreiben an die Familie betont Gauck, die junge Frau habe "unser aller Dankbarkeit und Respekt verdient". Sie werde immer ein Vorbild bleiben. Gauck: "Wo andere Menschen wegschauten, hat Tugce in beispielhafter Weise Mut und Zivilcourage bewiesen."

sti/uh/wl (dpa, afp)