"Twelve Points" - 60 Jahre ESC-Geschichte
ABBA, Nicole, Conchita Wurst: Der Eurovision Song Contest brachte eine Reihe von Hits und Evergreens hervor. Zum 60. Geburtstag blicken wir auf die Geschichte des Schlagerwettbewerbs.
1956: Lugano
"Gran Premio Eurovisione Della Canzone Europea" heißt der allererste europäische Liederwettbewerb. Die Schweizerin Lys Assia gewinnt mit dem Operetten-Hit "Oh, mein Papa". Dänemark, Großbritannien und Österreich verpassen damals leider die Anmeldefrist und sind nicht dabei. Freddy Quinn gewinnt den deutschen Vorentscheid im Kölner Funkhaus und geht mit null Punkten in Lugano leer aus.
1966: Luxemburg
Bei seinem dritten Anlauf gewinnt Udo Jürgens für Österreich den Grand Prix. Er erhält mit 31 Punkten fast doppelt so viele wie die zweitplatzierten Schweden. Aus Deutschland gab es damals übrigens für seinen Auftritt keinen einzigen Punkt. Mit "Merci Chérie" landet Jürgens einen Welthit - es ist der Startschuss für seine internationale Karriere.
1970: Amsterdam
Für Deutschland wird die junge Sängerin Katja Ebstein ins Rennen geschickt . In einem ultramodernen Mini-Kleid und "Wunder gibt es immer wieder" schafft sie Rang 3. Siegerin wird die mädchenhafte Irin Dana. Ihr Song "All Kinds Of Everything" wird ein internationaler Hit und holt das nächste Finale nach Dublin. Dort tritt Katja Ebstein mit "Diese Welt" an und landet wieder auf Rang 3.
1974: Brighton
Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid sind ABBA . In Glitzerklamotten und Plateauschuhen präsentiert die Band ihren Popsong "Waterloo". Damit landen die Schweden auf Platz 1 und legen den Grundstein für ihre spätere Weltkarriere. Cindy und Bert schaffen für Deutschland den 14. Platz. Noch schlechter schneidet ein Jahr später in Stockholm die Mannheimer Soul-Röhre Joy Flemming ab: Patz 17.
1982: Harrogate
Was für ein Tag für den deutschen Schlager: Nicole und Ralph Siegel! Der letztere schrieb "Ein bisschen Frieden" und die 17-jährige Schülerin Nicole performt den Titel 1982 zum Siegerlied. Sie begleitet sich selbst auf der Gitarre - die Sympathien des Publikums und der Jury fliegen ihr nur so zu. Kein anderer Teilnehmer ist an diesem Abend so charmant wie sie.
1998: Birmingham
Für Deutschland singt Guildo Horn das Spaßlied "Guildo hat euch lieb". Musiker und TV-Profi Stefan Raab hat es geschrieben. Guildo schafft es mit diesem groovigen Song und dem spaßigen Text auf Platz 7. Das Besondere in diesem Jahr: Es gibt keine Jury - die Zuschauer können per Telefon abstimmen. Die meisten Stimmen bekommt die Israelin Dana International - eine transsexuelle Sängerin.
2000: Stockholm
Die Olsen Brothers aus Dänemark gewinnen mit einem Song, der nirgendwo aneckt: "Fly on the wings of love". Für Deutschland geht Stefan Raab mit der Blödel-Disco-Nummer "Wadde hadde dudde da?" ins Rennen und erreicht Platz 7. Die Besonderheit: Raab setzt sich im Vorentscheid zum zweiten Mal gegen Altmeister Siegel durch. Ein ernstzunehmender deutscher Konkurrent?
2006: Athen
In den 2000er Jahren entdecken die neuen EU-Länder aus Ost- und Südosteuropa den ESC für sich und schubsen sich gegenseitig die Punkte zu. Sie setzen auf sexy Outfits und Klischees in der Musik. Die Finnen haben ein Faible für Außergewöhnliches. Sie schicken die Monster-Rocker Lordi ins Rennen und gewinnen. Die Deutschen versuchen es mit der Country Band Texas Lightning und reiten auf Rang 14.
2010: Oslo
In Deutschland scheinen Stefan Raab und der ESC untrennbar zu sein. Raabs Schöpfung, Lena Meyer-Landrut, fährt nach Norwegen und schafft, was viele hofften aber nicht glauben wollten: Die 19-Jährige aus Hannover gewinnt den ESC und holte somit das nächste Finale nach Deutschland. Die Beiträge aus der Türkei, Rumänien und Aserbaidschan verweist sie auf die Plätze 2 bis 5.
2011: Düsseldorf
Stefan Raab und sein Team setzen durch, dass Lena Meyer-Landrut - auch ein Jahr nach ihrem Sieg - Deutschland wieder vertritt. Sie erreicht Platz 10. Auf der zwei landet der italienische Jazz-Sänger und Pianist Raphael Gualazzi mit einem Lied in italienischer Tradition. Das Duo Ell / Nikki aus Aserbaidschan siegt mit "Running scared". Der Euro-Contest zieht ans Kaspische Meer.
2014: Kopenhagen
Die Dragqueen Conchita Wurst gewinnt mit ihrer Ballade "Rise Like a Phoenix" den Contest für Österreich - eine Pop-Diva mit Vollbart setzt "ein Zeichen für die Freiheit jedes Einzelnen". Damit siegte Österreich nach 1966 mit Udo Jürgens zum zweiten Mal bei dem Gesangswettbewerb. Das deutsche Trio Elaiza landete auf Rang 18.