Die Idee zu der Zeitschrift „Ohrenkuss“ kam der Humanbiologin auf einer Konferenz. Dort stellte ein Redner in einem Vortrag den Text eines Jungen mit Downsyndrom vor, der sie begeisterte. Sie beschloss, diesen unorthodoxen und originellen Schreibstil von Menschen mit Downsyndrom einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Inzwischen hat das zweimal im Jahr erscheinende Magazin etwa 3000 Abonnenten. Auch Ausgaben in anderen Sprachen sind geplant. Durch ihre Initiative habe sich die Selbstdarstellung vieler Publikationen in diesem Segment radikal verändert, sagt die promovierte Biologin nicht ohne Stolz. Publikationen über Menschen mit Downsyndrom seien früher sehr unästhetisch gewesen und zu sehr in eine „Mitleidsfalle“ getappt, kritisiert de Bragança. Das wollte Sie mit „Ohrenkuss“, durch eine Hochglanzaufmachung und die Verwendung professioneller Fotos ändern.
Katja de Bragança wurde 1959 in Neumünster geboren. Die ersten 12 Jahre wuchs sie im indischen Goa auf, einer ehemaligen portugiesischen Kolonie. Nach der Trennung der Eltern kehrte die Mutter zusammen mit ihr und ihrem Bruder Anfang der 70er Jahre nach Deutschland zurück. Sie besuchte ein Internat und studierte nach dem Abitur Humanbiologie in Bonn. Früh interessierte sie sich für die Selbstdarstellung von Menschengruppen. Katja de Bragança lebt mit ihrem Mann in einer Patchworkfamilie mit insgesamt acht Kindern und sechs Enkeln in Bonn.