Türkei im Syrien-Krieg angekommen
27. August 2016Die türkische Armee und die von ihr unterstützten syrischen Rebellen haben wie erwartet die kurdisch-syrischen Einheiten im Norden Syriens angegriffen. In der Nähe des Ortes Tel al-Amarna kam es zu heftigen Gefechten. Nach Informationen der Rebellen wurden von der türkischen Luftwaffe auch Wohngebäude bombardiert.
Mit Panzern und F-16-Kampfjets
Bei den Angriffen im Dorf Al-Amarna habe es zivile Opfer gegeben, erklärte der Militärrat von Dscharablus, der zur Rebellenallianz SDF gehört. Es handele sich um eine gefährliche Eskalation, die die ganze Region bedrohe. Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur Reuters, Kampfflugzeuge seien von der Türkei aus nach Syrien geflogen. Wenig später seien Explosionen zu hören gewesen. Inzwischen wurden von der türkischen Armee verstärkt Panzereinheiten in das betroffene Gebiet verlegt. Bei Kobane überschritten sie die syrische Grenze.
Angst vor der PKK
Ein Sprecher der syrischen Kurdenpartei PYD bestätigte den Angriff. Unklar war zunächst, ob es Opfer gab. Bei den Demokratischen Kräften Syriens (Syrian Democratic Forces/SDF) handelt es sich um ein von Kurden angeführtes Bündnis, das vor allem die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekämpft. Unterstützt wird es dabei von der US-geführten internationalen Koalition. Die kurdischen Milizen waren bislang die einzigen Einheiten, die dem "IS" Niederlagen beibringen konnten. Von den türkischen Behörden gab es zunächst keine Stellungnahme.
Türkische Blockade
Bei der Stadt Kobane haben türkische Panzer unterdessen die Grenze überschritten. Sie begleiteten Baumaschinen, die auf syrischem Boden begannen, einen Graben auszuheben, wie ein Kurdensprecher berichtete. Die Türkei wolle eine Bockade über die Region verhängen, heißt es von kurdischer Seite.
Die türkische Armee war in dieser Woche gemeinsam mit verbündeten Rebellen nach Nordsyrien vorgedrungen und vertrieb dort die Extremisten-Miliz "Islamischer Staat" aus der Grenzstadt Dscharablus. Damit wollten sie auch kurdischen Rebellen zuvorkommen, die in der SDF eine wichtige Rolle spielen. Die Türkei will ein zusammenhängendes kurdisches Gebiet in Nordsyrien verhindern. Die Regierung in Ankara befürchtet, dass ansonsten die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK im eigenen Land Aufwind bekommt.
cgn/sc (afp, dpa, rtr)