Türkische Polizei durchsucht Villa
26. November 2018Auf den Geschäftsmann wurden die Ermittler nach Auswertungen von Telefonlisten aufmerksam. Demnach hatte ein Mitglied des 15-köpfigen Tötungskommandos aus Saudi-Arabien einen Tag vor Jamal Khashoggis Tod mit dem Geschäftsmann telefoniert. In dem Gespräch sei es vermutlich um die "Beseitigung von Khashoggis Leiche nach ihrer Zerstückelung" gegangen, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Deshalb sei nun die Villa des Geschäftsmanns in der Nähe des Marmarameeres durchsucht worden.
Umfangreiche Untersuchung
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu entnahmen die Ermittler Proben aus einem Brunnen im Garten der Villa. Im Einsatz waren demnach auch ein Spürhund, eine Drohne sowie Feuerwehrwagen. Laut Anadolu hielt sich der saudiarabische Geschäftsmann während des Telefonats nicht in der Türkei auf. Er sei seit "rund zwei Monaten" nicht mehr im Land gewesen. Nach der Razzia in seiner Villa wurde zudem das benachbarte Haus durchsucht.
Türkischen Medienberichten zufolge waren die Ermittler zunächst davon ausgegangen, dass die Leiche Khashoggis zerstückelt, in Säure aufgelöst, in Istanbuls Kanalisation geschüttet wurde. Laut einem früheren Bericht der regierungsnahen Zeitung "Sabah" wurden in Proben aus der Abwasserleitung der Residenz Spuren von Säure gefunden.
Ermordet im Konsulat
Khashoggi war am 2. Oktober verschwunden, nachdem er das saudiarabische Konsulat betreten hatte. Erst nach wochenlangem internationalem Druck gab die Führung in Riad schließlich zu, dass der Journalist von Agenten des Königreichs getötet wurde. Nach Angaben der saudiarabischen Staatsanwaltschaft sollten sie den in die USA emigrierten Kritiker von Kronprinz Mohammed bin Salman nach Saudi-Arabien zurückbringen. Doch soll der Leiter des Mordkommandos dann eigenmächtig beschlossen haben, Khashoggi zu töten.
Die Darstellung Riads stößt allgemein auf Skepsis. Der US-Geheimdienst CIA geht US-Medienberichten zufolge davon aus, dass Kronprinz Mohammed hinter der Tat steckt. Ungeachtet dessen steht US-Präsident Donald Trump weiter hinter seinem saudiarabischen Verbündeten. Es gebe keine eindeutigen Beweise, sagte Trump vergangene Woche und bekräftigte, die USA würden weiter ein "unverbrüchlicher Partner Saudi-Arabiens" bleiben.
cgn/se (afp, dpae, rtre)