Türkische Luftangriffe auf Kurdenmilizen im Irak und Syrien
14. Januar 2024Ziel der nächtlichen Angriffe seien Höhlen, Bunker, Schutzräume und Ölanlagen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der kurdischen Miliz YPG gewesen, teilte das Verteidigungsministerium in Ankara mit. Bei den Luftangriffen seien mindestens 29 PKK-Stellungen zerstört worden. Die Türkei betrachtet die YPG als Partnerorganisation der PKK. Die Kurdenmiliz hatte bei dem Kampf gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), den die USA angeführt hatten, eine wichtige Rolle gespielt.
Zuvor waren am Freitag bei Zusammenstößen mit PKK-Kämpfern im Norden des Iraks mindestens neun türkische Soldaten getötet worden. Mindestens vier Soldaten seien verletzt worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Der Vorfall ereignete sich demnach, als PKK-Kämpfer versuchten, in einen Militärstützpunkt bei Metina nahe der türkischen Grenze einzudringen. Es war der zweite tödliche Zusammenstoß zwischen dem türkischen Militär und der PKK innerhalb von drei Wochen.
Erdogan: "Kampf wird weitergehen"
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kam am Samstag in Istanbul zu einer Dringlichkeitssitzung mit dem Außenminister, dem Verteidigungsminister, dem Innenminister, dem Generalstabschef und dem Geheimdienstchef zusammen, um über die zunehmenden Angriffe auf türkische Truppen in der Region zu beraten. Insgesamt seien bei den Luftangriffen 45 Kämpfer der Kurden "neutralisiert" worden, teilte sein Büro danach mit. In der Regel meint die Regierung in Ankara damit, dass Menschen getötet, verletzt oder gefangen genommen wurden. "Unser Kampf wird weitergehen, bis der letzte verbliebene Terrorist neutralisiert ist und die Terrorsümpfe im Irak und in Syrien trockengelegt sind", erklärte Erdogans Büro weiter mit. "Die Türkei wird nicht zulassen, dass sich an ihren südlichen Grenzen ein Terrorstaat bildet."
Wie Innenminister Ali Yerlikaya im Onlinedienst X mitteilte, wurden am Samstag bei Einsätzen in der gesamten Türkei 113 Menschen wegen des Vorwurfs festgenommen, Verbindungen zur PKK zu unterhalten. Erst im April 2023 hatte eine ähnliche Razzia gegen mutmaßliche PKK-Sympathisanten stattgefunden.
Die PKK kämpft seit 1984 gegen die türkische Staatsmacht und für eine Autonomie der Kurden. Die Untergrundorganisation ist in der Türkei, Europa und den USA als Terrororganisation gelistet. In dem seit Jahrzehnten andauernden Konflikt mit dem türkischen Staat sind mehr als 40.000 Menschen getötet worden. Ein Friedensprozess war 2015 gescheitert. Das türkische Militär hat die PKK in den benachbarten Irak zurückgedrängt und führt im Nordirak regelmäßig Militäreinsätze zu Land und in der Luft gegen die PKK und ihre Stellungen aus.
kle/haz (afp, dpa, rtr)