Erdogan poltert gegen al-Abadi
11. Oktober 2016Im Irak bereitet sich ein breites Militärbündnis darauf vor, die letzte Hochburg der Terrormilizen des "Islamischen Staats" (IS) in Mossul zu stürmen. Gleichzeitig kochen die Emotionen immer höher zwischen dem Irak und der Türkei, die in dem Nachbarland eine beträchtliche Zahl Soldaten stationiert hat. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan richtete jetzt neue, überwiegend persönliche Anwürfe gegen den irakischen Ministerpräsidenten Haider al-Abadi. Der sei "sowieso" nicht sein Gesprächspartner, weil er nicht den gleich "Rang" habe. "Du bist nicht mein Kaliber, du hast auch nicht meine Qualität", kanzelte Erdogan den irakischen Premier ab.
"Wer ist al-Abadi überhaupt?"
Ihn kümmere nicht, was al-Abadi "schreie" - "wir werden weiterhin tun, was wir denken, tun zu müssen", fuhr Erdogan fort in seiner Rede vor Religionsgelehrten in Istanbul, die im Fernsehen übertragen wurde. "Wer ist der irakische Ministerpräsident?", fragte der Staatschef bei seinem Auftritt. Al-Abadi solle "an seinem Platz bleiben", die türkische Armee brauche "keine Belehrung" von ihm.
Die Auseinandersetzung zwischen Ankara und Bagdad um die Truppenpräsenz erreicht damit einen neuen Höhepunkt. Kürzlich hatte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim bekräftigt, dass ein Rückzug aus dem Nordirak nicht in Frage komme. Al-Abadi hatte versucht zu mäßigen und versichert. er wolle keinen Krieg in diesem Konflikt mit der Türkei. Mit den "Verstößen und Einmischungen der türkischen Seite" müssten sich vielmehr die Vereinten Nationen befassen.
Die türkische Armee hat im Irak rund 2000 Soldaten stationiert, 500 davon auf der nordirakischen Militärbasis Baschika. Als das türkische Parlament das Mandat dafür Anfang Oktober um ein Jahr verlängerte, forderte das Parlament in Bagdad die irakische Regierung auf, gegen die Präsenz dieser "Besatzungstruppen" einzuschreiten. Die Türken bilden in Baschika insbesondere sunnitische Milizionäre für den Kampf gegen die IS-Dschihadisten aus.
Gegen Schiiten und Kurden
Für weitere Irritationen hatten Äußerungen Erdogans gesorgt, wonach sich keine schiitischen Milizen oder Kurden an der Befreiung Mossuls vom IS beteiligen sollten. Gerade Schiiten-Milizen und Kurden gelten aber als schlagkräftige Einheiten im Feldzug gegen den IS.
Zugleich drang Ankara darauf, selbst an der Offensive gegen Mossul beteiligt zu werden. Der Türkei wird ein besonderes Interesse an der Millionenstadt nachgesagt, die bis zur Gründung des Irak 1920 Teil des Osmanischen Reichs war.
SC/rb (afp, dpa, APE)