Türkei schickt Truppen nach Katar
7. Juni 2017Das türkische Parlament hat grünes Licht für die Verlegung von Truppen auf einen Stützpunkt in Katar gegeben. Die Abgeordneten in Ankara billigten ein Verteidigungsabkommen mit dem Golf-Emirat. Angaben zur konkreten Zahl der zu stationierenden Soldaten oder zum Zeitpunkt der Stationierung sind in dem Abkommen bislang nicht enthalten.
Das Vorgehen der Türkei wird als Zeichen der Unterstützung Katars gewertet. Das kleine Emirat am Golf steht derzeit im Zentrum einer schweren diplomatischen Krise, nachdem Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate am Montag ihre diplomatischen Beziehungen zu ihm abbrachen. Sie werfen Doha vor, Extremistengruppen in der Region zu unterstützen. Zudem sind sie unzufrieden, dass Katar ihren Kurs zur Isolation des Iran nicht mitträgt.
Der Iran meldete angesichts der schweren Spannungen in der Golf-Region umgehend Beratungsbedarf mit der Türkei an. Saudi Arabien erklärte hingegen, die Staaten könnten den Konflikt unter sich lösen und bräuchten keine ausländische Hilfe.
Das Königreich stellte Katar Bedingungen zur Beendigung der diplomatischen und wirtschaftlichen Isolierung. Es wirft Katar die Unterstützung von Terroristen vor und lehnt die Beziehungen des Emirats zum Erzfeind Iran und zur Muslimbruderschaft ab.
Außenminister Sarif in der Türkei
Die Verstärkung des türkischen Stützpunktes in Katar dient offenkundig der Unterstützung des Emirats. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (Artikelfoto) hatte die Sanktionen gegen Katar kritisiert und erklärt, er werde alles in seiner Macht tun, um die Krise beizulegen. Nach Angaben von Abgeordneten von Erdogans AKP wird auch die Entsendung von Militärberatern erwogen. Irans Außenminister Mohammad Dschawad Sarif erklärte zum Auftakt seines Türkei-Besuchs, die besorgniserregenden Entwicklungen in der Golf-Region müssten besprochen werden.
Regierungskreisen in Katar betonten, es würden Gespräche mit dem Iran und der Türkei über Wasser- und Lebensmittellieferungen geführt. Das Getreide reiche für mindestens vier Wochen. Katar ist stark von Importen abhängig.
Der kuwaitische Herrscher, Emir Scheich Sabah al-Ahmad Al-Sabah, reiste in einer eigenen Vermittlungsmission durch mehrere Staaten am Golf.
Saudis: Haben nicht um Vermittlung gebeten
Saudi-Arabien wies jede "Einmischung" in den Konflikt zurück. "Wir haben nicht nach Vermittlung gefragt, wir sind überzeugt, dass der Konflikt im Rat der Golf-Staaten gelöst werden kann", sagte Außenminister Abdel al-Dschubeir bei einem Besuch in Berlin.
Saudi-Arabien hat am Montag zusammen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Ägypten und Bahrain die Grenzen zu Katar geschlossen und die Bürger des Emirates zum Verlassen ihrer Hoheitsgebiete aufgerufen. Zudem wurden Handel und Verkehr massiv eingeschränkt.
SC/stu (rtre, APE, afp)