Uiguren fordern in Berlin Unterstützung
11. Februar 2009In Berlin hat eine Tagung des Weltkongresses der Uiguren stattgefunden, auf dem sich Exil-Uiguren aus Dutzenden Ländern weltweit, darunter auch aus Zentralasien, über ihre Rechte, Möglichkeiten der Selbstverwaltung und die politische Unabhängigkeit informierten. Die Uiguren leben im autonomen Gebiet Ostturkestan im Westen der Volksrepublik China, die sie aber als Besatzungsmacht betrachten. Eigenen Angaben nach umfasst die moslemische Volksgruppe 20 Millionen Menschen. Chinesische Behörden gehen allerdings etwa von halb so vielen Uiguren aus.
Das offizielle Peking macht die Xinjiang-Uiguren für Terroranschläge verantwortlich. Internationale Menschenrechtsorganisationen kritisieren ihrerseits China für die Anwendung von Gewalt und Folter gegen uigurische Aktivisten. Nach Angaben von Amnesty International sind seit Mitte der 90er Jahre mehr als 3.000 Uiguren verhaftet und über 200 hingerichtet worden.
Bürgerrechtler berichten
Bei der Tagung in Berlin wurde von Zwangsumsiedlungen, willkürlichen Verhaftungen und Tötungen berichtet. So warf auch die Präsidentin des uigurischen Weltkongresses, Rebiya Kadeer, in ihrer Rede am 21. April in Berlin Peking "kulturellen Genozid" an den Uiguren vor. Die Volksgruppe werde der eigenen Sprache und Kultur beraubt. Ihr zufolge sind die Uiguren in China "zu Menschen zweiter Klasse in der eigenen Heimat" geworden. Tausende Frauen seien gezwungen worden, an die chinesische Ostküste umzuziehen, sagte die Präsidentin. Im Gegenzug seien Chinesen in Ostturkestan angesiedelt worden, meist auf Land, das Uiguren vorher abgenommen worden war.
Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 würden die Angehörigen ihres Volkes pauschal als Terroristen betrachtet. Dieser Deckmantel diene den Behörden für Verbrechen und Willkür gegen Uiguren, sagte Kadeer. Die Präsidentin des uigurischen Weltkongresses weiß, wovon sie spricht, denn sie verbrachte viele Jahre im Gefängnis, weil sie sich für den Schutz der Interessen des uigurischen Volkes eingesetzt hatte. Heute lebt sie im Exil. Die Weltgemeinschaft verfolge aufmerksam die Ereignisse in Tibet, aber leider schenke sie den Uiguren keine Aufmerksamkeit, bedauert Kadeer.
Dialog gefordert
Der Grund für den vorsichtigen Umgang des Westens mit dem Uiguren-Problem sei einfach. Der Westen fürchte Proteste der chinesischen Seite, was sich negativ auf die bilateralen Beziehungen auswirken könnte, erläuterte der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, Günter Nooke, der dem Kongress der Uiguren in Berlin beiwohnte.
Er forderte allerdings China zu einem substanziellen Dialog mit den im Lande lebenden Minderheiten auf, die ein Recht auf religiöse und kulturelle Autonomie hätten. "Wir werden nicht nachlassen in dem Bemühen, der chinesischen Regierung deutlich zu machen, dass wir einen konstruktiven, auf Kooperation gerichteten Ansatz verfolgen", versprach er. Ferner verlangte Nooke, dass Journalisten nicht daran gehindert werden dürfen, objektiv und verantwortungsvoll über Menschenrechtsverletzungen in der Volksrepublik China zu berichten.
Oleg Zinkowskij/rey