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Ukrainisch-russischer Eklat bei Fecht-WM in Mailand

27. Juli 2023

Die viermalige Fecht-Weltmeisterin Olha Charlan verweigerte ihrer unterlegenen russischen Gegnerin Anna Smirnowa den Handschlag - und hielt ihr stattdessen den Säbel entgegen. Dies reichte für eine Disqualifizierung.

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Die siegreiche ukrainische Fechterin Olha Charlan hält ihrer russischen Gegnerin Anna Smirnowa - statt Handschlag - den Säbel hin
Wenig sportliche Geste in Zeiten des Krieges: Kein Handschlag der ukrainischen Siegerin Olha Charlan für ihre russische Gegnerin, sondern "nur" ihr Säbel Bild: Tadashi Miyamoto/AFLOSPORT/IMAGO

Die ukrainische Fechtsportlerin Olha Charlan hat der ihr unterlegenen Russin Anna Smirnowa bei der Fecht-Weltmeisterschaft in Mailand den Handschlag verweigert und ist deswegen disqualifiziert worden. Charlan war die erste ukrainische Sportlerin überhaupt, die - außerhalb von Tennis - seit Beginn des Ukraine-Kriegs in einem Wettkampf gegen eine russische Sportlerin antrat. Dazu hatte das ukrainische Sportministerium erst am Mittwoch seine Bestimmungen geändert.

Fechter aus Russland und Belarus dürfen als Neutrale antreten

Die ukrainische Präsidentschaft nannte die Disqualifizierung der Sportlerin "beschämend". Bei der WM dürfen Fechterinnen und Fechter aus Russland und Belarus in Einzelwettbewerben als neutrale Athleten starten. Die ukrainische Regierung hatte ihren Sportlern zunächst untersagt, gegen diese anzutreten. Seit Mittwoch sind jedoch nur noch Kämpfe gegen Sportler untersagt, "die die Russische Föderation oder die Republik Belarus repräsentieren".

Fechterin Anna Smirnowa aus Russland sitzt aus Protest gegen den verweigerten Handschlag auf einem Stuhl nahe der Fechtbahn
Fechterin Anna Smirnowa aus Russland blieb aus Protest gegen den verweigerten Handschlag noch rund 45 Minuten an der Fechtbahn sitzenBild: Tibor Illyes/dpa/picture alliance

Charlan hatte schon vor der WM in einem Interview angekündigt, wie im Tennis Russinnen einen Handschlag zu verweigern. Nach Charlans Sieg streckte die als neutral angetretene Fechterin Smirnowa der Ukrainerin ihre linke Hand entgegen. Charlan schüttelte jedoch nur kurz den Kopf und hielt ihr stattdessen den Säbel entgegen. Smirnowa blieb daraufhin einfach stehen - bis ihr irgendwann ein Stuhl gereicht wurde. Der Kampfrichter redete eine Weile vergeblich auf die Russin ein, bis diese schließlich nach einer Dreiviertelstunde für die wartenden Fechter nach ihr Platz machte. Charlan - viermalige Säbel-Weltmeisterin - hatte in der WM-Runde der letzten 64 Smirnowa klar mit 15:7 besiegt.

Faeser: Volle Solidarität mit der Ukraine

Die deutsche Bundesinnenministerin Nancy Faeser unterstrich in einer Reaktion auf den Eklat ihre Position in Bezug auf Athletinnen und Athleten aus Russland. "Zu dieser Situation hätte es nie kommen dürfen", schrieb die für den Sport zuständige SPD-Ministerin bei Twitter:  "Russland hat im Moment im internationalen Sport nichts zu suchen. Die volle Solidarität des Sports muss der Ukraine gelten."

IOC schöpft Hoffnung für Olympische Spiele 2024 

Das Internationale Olympische Komitee forderte wegen des Eklats in Mailand die internationalen Sportverbände auf, sensibel mit Aufeinandertreffen zwischen Athletinnen und Athleten aus der Ukraine und Russland umzugehen. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris ist noch immer nicht geklärt, ob Sportler aus Russland als "neutrale" Athleten antreten dürfen. Sollte dies der Fall sein, droht ein Boykott der Ukraine. Das IOC wertet die vom Kiewer Sportministerium am Mittwoch vorgenommene Änderung der Bestimmungen aber als Beleg dafür, dass es in Paris keinen Boykott der Ukraine geben wird, auch wenn Russen und Belarussen zugelassen werden.

sti/uh (afp, dpa, sid)