SPD mit Schulz-Hype bei fast 30 Prozent
5. Februar 2017Nur ein Strohfeuer oder doch ein tiefgreifender Stimmungsumschwung in der deutschen Parteienlandschaft? Mit ihrem Kanzlerkandidaten Martin Schulz ist den Sozialdemokraten auf jeden Fall ein neuer Umfrage-Rekord gelungen: Im Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Emnid für die Zeitung "Bild am Sonntag" ("BamS") ermittelte, legte die SPD im Vergleich zur Vorwoche um sage und schreibe sechs Punkte zu und bewegt sich nun um 29 Prozent. Dies ist der höchste Wert seit mehr als vier Jahren, wie das Blatt berichtet.
Damit verringerte die SPD den Rückstand auf die Union binnen einer Woche von 14 auf vier Prozentpunkte. Die CDU/CSU sackt demnach vier Punkte ab und kommt nur noch auf 33 Prozent. So nah beieinander lagen die beiden großen Parteien demnach zuletzt im Juli 2012. Schulz war Ende Januar nominiert worden.
Emnid-Meinungsforscher Torsten Schneider-Haase sagte der "BamS": "Martin Schulz gelingt es, vor allem ehemalige SPD-Wähler zurückzugewinnen und sie emotional anzusprechen. Eine so starke Verschiebung der Parteipräferenzen binnen einer Woche ist einmalig."
Auch Grüne und Linke leiden unter Schulz-Hype
Auch Grüne und Linke verloren laut Emnid jeweils zwei Prozentpunkte und erreichen nun acht Prozent. Mit zusammen 45 Prozent komme eine rot-rot-grüne Mehrheit aber immerhin in Reichweite, schreibt die "BamS". Unverändert blieben die rechtspopulistische "Alternative für Deutschland" (AfD) mit elf und die FDP mit sechs Prozent.
Könnten die Bundesbürger den Regierungschef direkt wählen, liegt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Emnid-Umfrage noch knapp vor ihrem Herausforderer. So gaben 41 Prozent an, in einer Direktwahl für Merkel stimmen zu wollen, 38 Prozent für Schulz. Im jüngsten ARD-Deutschlandtrend hatten sich dagegen 50 Prozent für Schulz ausgesprochen und nur 34 Prozent für Merkel.
Union nervös
Der Boom für die Sozialdemokraten sorgt im Unionslager zunehmend für Verunsicherung. Die Parteiführungen versuchen sich teils in demonstrativer Gelassenheit und verweisen auf das noch fehlende Programm des SPD-Spitzenmanns. Andere schlagen aber vor dem sogenannten "Friedensgipfel" von CDU und CSU in München bereits Alarm. Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach sprach von einem "Weckruf"...
SC/wl (afp, dpa, rtre)