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WEF Asien

Manuela Kasper-Claridge (z.Zt. Naypyidaw)6. Juni 2013

Es ist eine Premiere: Erstmals gastiert das Davoser Weltwirtschaftsforum in Myanmar. Auf dem regionalen Treffen wird über die Zukunft des Landes diskutiert. Vor allem der Energiesektor muss erneuert werden.

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Teilnehmer am Weltwirtschaftsforum Ostasien treffen ein. Aufnahmeort/datum: Nay Pyi Taw/Myanmar 5. Juni 2013 Copyright: WEF Photo by Sikarin Thanachaiary
Bild: Sikarin Thanachaiary/WEF

Die Straße ist fast leer. Ab und zu fährt ein Bus entlang, alle paar Kilometer steht ein Polizist an der Strecke. Schilder in englischer Sprache mahnen zu vorsichtigem Fahrverhalten: "If you drink, don't drive!" Kaum jemand wird das lesen, denn die Straße von Rangun zur Hauptstadt Naypiytaw benutzen nur wenige. Es liegt nicht an ihrem Zustand, der ist für burmesische Verhältnisse recht gut. Es liegt am Ziel, der Hauptstadt im Landesinneren, Naypitaw. Im Niemandsland von den alten Militärmachthabern gebaut, strategisch günstig, weil potentielle Angreifer die Stadt nicht erreichen können. Ein künstliches Gebilde mit Staatsbeamten, die das Wochenende lieber bei ihren Familien in Rangun oder an anderen Orten im Land verbringen.

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Die Zukunft Myanmars

Nun ist das World Economic Forum nach Naypitaw gekommen, um hier über Myanmar und Südostasien zu diskutieren. Über 900 Teilnehmer aus 55 Ländern nehmen daran teil - darunter die Staatspräsidenten von Vietnam, Laos, den Philippinen und natürlich Myanmar, Wirtschaftsvertreter und Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen. Auch wenn das Thema des Forums die gesamte Region Südostasien ist, diskutieren doch alle fast ausschließlich über die Zukunft Myanmars. Seit zwei Jahren setzt Präsident Thein Sein auf Reformen. Er will das alte repressive Image des Landes abstreifen und zeigen, dass Myanmar neue Wege geht. So bewegt sich Oppositionsführerin Aung San Su Kyi ganz selbstverständlich im riesigen Kongresszentrum.

Opposition und Regierung diskutieren

Dass dies dennoch besondere Zeiten sind, zeigen die langen Schlangen vor dem Saal, in dem Aung San Su Kyi auf dem Podium sitzen wird, zusammen mit Minister Soe Thane aus dem Präsidentenpalast und weiteren Oppositionsvertretern. Viele müssen draußen bleiben und sammeln sich vor aufgestellten Fernsehern. Wird der Reformprozess weitergehen? Darüber wird offen auf dem Podium diskutiert. Es wird sogar gelacht. Allerdings, so Aung San Su Kyi, "auch 1996 ging es unserem Land gut, wir hatten Demokratie und eine gute wirtschaftliche Lage. Dann kam das Militär und übernahm die Macht. Deshalb kann man nie sagen wie es weitergeht, aber ich bin dennoch optimistisch."

Aung San Suu Kyi, Vorsitzende der Nationalen Liga für Demokratie Copyright: WEF / Photo by Sikarin Thanachaiary
Aung San Suu Kyi auf dem WEF in NaypyidawBild: WEF/Sikarin Thanachaiary

Auf die Frage, ob sie selber bei der Präsidentenwahl 2015 antreten möchte, antwortet sie mit einem klaren Ja: "Yes, I do want to run for president." Dazu müsste aber erst einmal die Verfassung geändert werden, denn Aung San Su Kyi war mit einem Engländer verheiratet und darf deshalb nach der derzeitigen Gesetzeslage nicht gewählt werden.

Ohne Elektrizität keine Entwicklung

In vielen Veranstaltungen geht es dann um den Zustand des Landes. 74 Prozent der Bevölkerung Myanmars haben keinen Zugang zu Elektrizität. Auf dem Land liegt die Elektrifizierungsrate sogar nur bei 16 Prozent. Das verhindert die wirtschaftliche Entwicklung. Auf einer Pressekonferenz betont Than Htay, Minister für Energie, dass die Umgestaltung des Energiesektors jetzt in Angriff genommen wird. "Wir haben ein nationales Energiekomitee gegründet. Das ist direkt beim Präsidenten angesiedelt."

Erste Gespräche beim Weltwirtschaftsforum Ostasien Copyright: WEF Photo by Sikarin Thanachaiary
Erste Gespräche beim Weltwirtschaftsforum OstasienBild: Sikarin Thanachaiary/WEF

Neue Energiestruktur

Das World Economic Forum legt eine Analyse des Energiesektors Myanmars vor und empfiehlt eine völlige Umgestaltung. Kleinere Kraftwerke, lokale Netzwerke und den Stop der Subventionen. Die würden nämlich bei den Ärmeren nicht ankommen. Die Familien sollten direkt unterstützt werden und nicht über den Umweg der Stromrechnung. "Um die wachsende Nachfrage nach Elektrizität zu befriedigen, muss Myanmar Investoren gewinnen", so Stephen Groff, Vizepräsident der Asiatischen Entwicklungsbank. Allerdings müssten Fehler der Vergangenheit vermieden werden. Der Energieminister ergänzt, dass man jetzt neue Verträge mache. "In der Vergangenheit, als die Sanktionen gegen Myanmar noch wirksam waren, brauchten wir dringend Einnahmen. Deshalb haben wir unseren Strom und unsere Energie und Rohstoffe billig verkauft. Das würden wir jetzt nicht mehr tun."