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Umweltschutz

30. April 2004

Umweltschutz hat in vielen Ländern Osteuropas noch nicht den gleichen Stellenwert wie in den meisten alten EU-Staaten. Dabei gibt es drängende Probleme: zum Beispiel die Müllberge in der Slowakischen Republik.

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Kämpfer für eine saubere Umwelt: Daniel Lesinsky, 29.

Wo andere nie einen Fuß hinsetzen würden, zieht es ihn immer wieder hin. Daniel Lesinsky schaut in seiner Freizeit regelmäßig auf der Müllkippe seines Heimatortes Zvolen vorbei.

Der frische Neuschnee verdeckt heute die Abfallsünden seiner Landsleute, es ist kaum etwas von dem Hausmüll, dem Schrott und dem Bauschutt zu erkennen, der hier überall lagert. "Meine Landsleute interessieren sich leider nur wenig für den Umweltschutz. Der persönliche Wohlstand ist ihnen weit wichtiger nach den vielen Jahren der Mangelwirtschaft während des Sozialismus", sagt uns der 29-jährige.

Lesinsky ist 29 und hat Umwelttechnik studiert. Eigentlich hat er auf der Müllkippe nichts verloren, doch die Betreiber lassen den langhaarigen Ingenieur schon länger ungestört über die Deponie wandern. Vor allem der Plastikmüll gibt dem jungen Slowaken schon lange keine Ruhe. Er braucht Jahrhunderte, bis er verrottet und bildet dabei meist auch noch Giftstoffe.

"Ich habe mich als Kind sehr viel in der Natur herumgetrieben. Und überall war Plastikmüll, was mich sehr geärgert hat. Da ist in mir der Wunsch gereift, etwas dagegen zu tun. Zum einen durch die Arbeit in Umweltschutzgruppen und zum anderen, indem ich neue Materialien erfinde."

Lesinsky forscht an biologisch abbaubaren Kunststoffen. Gewonnen aus Naturprodukten, zum Beispiel aus der Haut von Tieren, die beim Schlachten normalerweise als Müll anfällt. "Der Bio-Kunststoff wird problemlos von der Natur, sei es im Boden oder im Wasser abgebaut, so wie Essensreste", erklärt uns der Jungforscher.

Damit der Bio-Kunststoff nicht nur Utopie bleibt, muss Lesinsky seine Heimatstadt im Herzen der Slowakei regelmäßig verlassen. Mehrmals im Monat passiert er die Plattenbauten am Stadtrand Richtung Bahnhof. Diesmal geht es nach Tulln, in der Nähe von Wien. "Ich hab mich an das viele Reisen gewöhnt", ruft er uns noch zu, bevor in den Zug Richtung Österreich springt.

Rund fünf Stunden später ist der Nachwuchs-Wissenschaftler am Ziel: Die Universität von Tulln - eine der ersten Adressen in Sachen Umwelttechnik in Europa. Lesinsky ist hier Stammgast. "Hi, Daniel!" hallt es auf englisch mit österreichischem Akzent auf seinem Weg zum Institut für Umweltbio-technologie. Hier trifft er Johann Fritz.

Nach kurzem Smalltalk widmen sich die beiden Daniels Forschungsprojekt. Sechs Reagenzgläser rotieren gleichmäßig vor sich hin, im Innern: Wasser mit Erde vermischt. Auch kleine Teile von Bio-Kunststoff stecken darin. "Wir testen hier quasi im Schnell-durchlauf, ob das Plastik tatsächlich biologisch abbaubar ist. Das kann ich leider nicht an der Universität in Zvolen. Im Labor dort gibt es die nötige Ausrüstung nicht."

Der Bio-Kunststoff soll eines Tages Verpackungen und Einweggeschirr aus Plastik ersetzen. Der problematische Plastikmüll ließe sich dadurch vermeiden. Doch noch ist es nicht soweit. "Wir haben heraus gefunden, dass der im Bio-Kunststoff enthaltene Polyvinylalcohol nicht als biologisch abbaubarer Stoff einzustufen ist. Der Grund ist, dass nur 30 Prozent davon innerhalb von drei Monaten in der Natur abgebaut wird. Die Norm sagt aber, es müssen mindestens 90 Prozent sein", sagt Daniel leicht resigniert.

Von dem Rückschlag läßt er sich aber nicht entmutigen. Er beschränkt sein Engagement für die Umwelt ohnehin nicht nur auf die Technik. Am folgenden Tag ist Lesinsky auf dem Weg in seine alte Schule: Auf dem Stundenplan -Umwelterziehung.

Nach Unterrichtsschluss trifft er sich mit einer kleinen Gruppe von Kindern. So ziemlich jede Altersstufe, von sieben bis 15 ist mit dabei, wenn Daniel ihnen den Schutz der Natur nahe bringt. Das soll natürlich auch Spaß machen. Daniel zeichnet Fußspuren von Waldtieren an die Tafel und die Kinder raten eifrig mit, von welchem Tier die Spuren stammen könnten.

Lesinsky hofft, dass die Kinder später erst gar nicht Plastikmüll produzieren, weil sie gelernt haben, wie wichtig die Natur ist. Das, so weiß er, ist die beste Form von Umweltschutz.