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Politik

UN-Chef Ban geht mit Assad ins Gericht

10. Oktober 2016

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die syrische Führung für den Tod von mehr als 300.000 Menschen verantwortlich gemacht. Im DW-Interview äußert sich Ban außerdem zur Zukunft des syrischen Machthabers Assad.

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DW Conflict Zone - Gast Ban Ki-moon
Bild: DW

Die Vereinten Nationen haben nach Einschätzung von Generalsekretär Ban Ki Moon in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo das Schlimmste verhindert. "Hätten wir die UN nicht, wäre die Situation derzeit noch viel tragischer, noch viel blutiger", sagte Ban in "Conflict Zone", der politischen Talkshow der Deutschen Welle. "Wir hätten uns selbstverständlich früher einbringen müssen, wir hätten Srebrenica verhindern müssen, wir hätten den Völkermord in Ruanda verhindern müssen. In Aleppo unternehmen wir alle Anstrengungen."

"Die Zukunft eines einzelnen Mannes, wie die von Präsident Assad, sollte diesen Prozess nicht aufhalten", sagte Ban im Gespräch mit DW-Moderator Michel Friedman. "Es ist wahr, dass aufgrund des Versagens seiner Führung so viele Menschen gestorben sind. Es hat mehr als 300.000 Menschen das Leben gekostet."

Der Generalsekretär erklärte weiter, dass sowohl die UN als auch die USA und Russland "sehr intensiv" an einer Verbesserung der Lage in Syrien arbeiteten. "Ich habe Außenminister Kerry und die russische Seite eindringlich gebeten, den Waffenstillstand wiederherzustellen, damit wir lebensrettende humanitäre Maßnahmen ergreifen können. Wir müssen den fünf Millionen Menschen in besetzten und in schwer erreichbaren Zonen ein Minimum liefern."

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon
Bild: Picture-Alliance/M. Girardin/Keystone

Die diplomatischen Beziehungen der beiden Mächte, die vergangene Woche Gespräche eine Waffenruhe in Syrien abgebrochen hatten, nannte Ban "ein bisschen empfindlich". Auf die Frage, ob Russland Teil des Problems oder der Lösung sei, sagte er: "Als Generalsekretär befinde ich nicht darüber, wer Recht oder Unrecht hat."

Zur Zukunft des UN-Sicherheitsrats äußerte sich Ban kritisch: "Im Hinblick auf die gewaltigen Veränderungen auf der Welt liegt es in der Natur der Sache, dass die Mitgliedsstaaten einen Sicherheitsrat fordern, der vorrangig für internationale Sicherheit und Frieden verantwortlich ist. Demokratischer, transparenter, repräsentativer, um die internationalen Friedens- und Sicherheitsfragen effektiv angehen zu können. Doch bedauerlicherweise waren die Mitgliedsländer bislang nicht in der Lage, sich auf irgendetwas zu einigen, einschließlich der Mitgliederzahl oder der Zusammensetzung."

Ban Ki Moon, 1944 in Südkorea geboren, ist seit 2007 Generalsekretär der UN. 2017 wird er in den Ruhestand gehen. Designierter Nachfolger ist Antonio Guterres, ehemaliger Ministerpräsident Portugals und ehemaliger Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen.

stu/rb (DW)