Aktivisten stoppen Sonderzug nach Paris
28. November 2015Während eines planmäßigen Halts im Frankfurter Hauptbahnhof haben sich drei Aktivisten mit Seilen auf das Dach des Sonderzugs mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks herabgelassen. Bahn-Vorstand Ronald Pofalla, der den Zug nach Paris begleitete, warnte vor der Lebensgefahr. Das Abseilen zwischen den Stromleitungen sei lebensgefährlich. Zwei weitere Aktivisten ketteten sich vor dem Zug an die Gleise.
Die knapp zweiwöchige UN-Klimakonferenz beginnt an diesem Montag. Ziel ist ein verbindlicher Vertrag, um den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu drosseln und die Erderwärmung einzudämmen. Einer der radikalen Klimagegner rief vom Dach des Zuges, die Teilnehmer des Klimagipfels seien "nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems". Hendricks versuchte vergeblich, die jungen Menschen dazu zu bringen, vom Dach herunterzukommen. Die Aktivisten reagierten brüsk und forderten die Ministerin zum Rücktritt auf.
Protest auf ICE-Dach
"Das waren selbstgemachte Anarchisten", sagte Hendricks. Etwa eine Stunde nach Beginn der Aktion kletterten Polizisten auf den Zug, um die Aktivisten vom Dach herunterzuholen. Die Feuerwehr baute ein Sprungkissen auf. Später wurden auch die anderen Beteiligten der Aktion gegen ihren Willen von den Gleisen geholt. Mit zweieinhalb Stunden Verspätung konnte der deutsche Klima-Sonderzug schließlich nach Paris weiterfahren.
Zur Konferenz der Vereinten Nationen haben bisher 183 Staaten nationale Klimaschutzpläne vorgelegt. Das sei ein fundamentaler Fortschritt, sagte UN-Klimachefin Christiana Figueres auf dem Konferenzgelände in Le Bourget bei Paris. "Das ist eins der ersten Elemente für einen Erfolg", urteilte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius, der die Verhandlungen leiten soll. Figueres wies darauf hin, dass die bisherigen Ziele der Staaten den Ausstoß von Treibhausgasen noch nicht ausreichend begrenzten, um die Erderwärmung wie vorgesehen unter zwei Grad zu halten. Deshalb müsse in dem Klimaabkommen ein Prozess festgelegt werden, um die Klimaschutzanstrengungen in Zukunft schrittweise zu erhöhen.
China peilt Reduktion bis 2030 an
Darauf setzt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel: Wenn das verbindlich erreicht werde, sei zumindest ein Pfad eingeschlagen, der "noch glaubwürdig vervollständigt werden" müsse, aber ein Anfang wäre gemacht, .
Nach Einschätzung von UN-Experten ist die Welt damit auf dem Weg zu einer Erwärmung um 2,7 bis 3,5 Grad. Zuvor hatten Wissenschaftler mit einem Temperaturanstieg von bis zu 6 Grad bis zum Jahr 2100 gerechnet. Figueres sagte, vor dem Auftakt seien möglicherweise noch weitere nationale Klimapläne zu erwarten. Merkel verwies darauf, dass China mit dem Jahr 2030 zum ersten Mal einen Zeitpunkt genannt habe, von dem an seine CO2-Emissionen sinken sollen. Die Industrieländer hätten die Aufgabe, Technologien zu entwickeln, von denen dann auch Schwellen- und Entwicklungsländer Gebrauch machen könnten.
Klimakonferenz-Zentrum an UN übergeben
Fabius übergab den Schlüssel für das Gelände symbolisch an die Vereinten Nationen. Zum Auftakt der Konferenz werden rund 150 Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter Merkel und US-Präsident Barack Obama. Vertreter aus 195 Ländern sollen sich bis Samstag auf einen neuen Textentwurf verständigen, über offene Fragen soll daraufhin auf Ministerebene verhandelt werden. Geplant ist, am 11. Dezember das Abkommen zu beschließen.
Dabei müsse eine nachhaltige Entwicklung für alle erreicht werden, forderte Heinz Fuchs vom evangelischen Hilfswerk "Brot für die Welt". Rund 7000 Menschen beteiligten sich am Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit - einige die gesamten 1500 Kilometer. Unter den Motto "Geht doch!" habe der Pilgerzug am 13. September in Flensburg begonnen und nun Paris erreicht.
Großkundgebungen in Australien
Zum Auftakt des weltweiten Aktionstags gegen den Klimawandel demonstrierten in Neuseeland und Australien Zehntausende für mehr Einsatz zum Schutz des Klimas. In der australischen Hauptstadt Canberra waren am Sonntag nach Schätzungen rund 5000
Menschen auf den Beinen, darunter Feuerwehrleute, die nach eigenen Angaben jährlich gegen schwerere Buschbrände kämpfen. In Sydney kamen bei großer Hitze Zehntausende zusammen, um ihre Regierung zu besseren Klimaschutzzielen aufzurufen.
pab/haz (dpa, rtr)