UN-Konferenz stellt Weichen für Klimagipfel
19. Oktober 2015Es ist das Treffen der Unterhändler - und deshalb umso wichtiger. Denn im Dezember in Paris wird kaum mehr vereinbart, als in den Bonner Abschlussdokumenten steht. Daher sind die UN-Klimaverhandlungen am Rhein viel bedeutsamer, als es das Wort "Vorbereitungskonferenz" suggeriert. Hier dürfte sich entscheiden, ob das ambitionierte Ziel erreicht werden kann: die Erderwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.
Sechs Wochen vor dem Gipfel an der Seine werden rund 2000 Teilnehmer in Bonn erwartet, Diplomaten und Experten aus allen Kontinenten der Erde. Bis Freitag muss ein Textentwurf für das Abkommen stehen, das im Dezember festgeklopft werden soll. Als Schlüssel für den Erfolg gilt, dass so viele Unstimmigkeiten wie möglich aus dem Weg geräumt werden - damit wenig Verhandlungsmasse für Paris übrigbleibt.
Diplomatische Herausforderung
Auf der nun dritten Bonner Klimakonferenz in diesem Jahr schlägt die große Stunde der diplomatischen Kunst. Vieles werde hinter den Kulissen bereits eingespurt, was sich noch in keinem Papier schwarz auf weiß finde, sagten Teilnehmer der letzten Verhandlungsrunde im September. Zu heikel ist die Aufgabe: Mehr als 190 Staaten sollen sich in Paris auf ein Abkommen einigen, das für viele von ihnen massive wirtschaftliche Einschnitte bedeutet - im Dienste des Weltklimas.
Sichtbar sind bisher allerdings nur schleppende Fortschritte. Umweltschützer sind daher alarmiert: "Der Vertragsentwurf ist gefährlich schwach", sagte Oxfam-Experte Jan Kowalzig der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er bezog sich dabei auf den Text, der als Grundlage der Bonner Vorbereitungskonferenz dient. "In allen wichtigen Bereichen erfüllt er nicht die Minimalanforderungen an ein ehrgeiziges und gerechtes Abkommen", so Kowalzig.
"Versprechen allein sind zu wenig"
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace erwartet von der UN-Konferenz ein klares Bekenntnis zu erneuerbaren Energien. Der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas müsse in den Vertragsentwurf, sagte Greenpeace-Klimaexperte Martin Kaiser der dpa. "Dabei hat Deutschland eine besondere Verantwortung. Schließlich hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G7-Gipfel für die Ankündigung des Ausstiegs aus fossilen Energien feiern lassen", sagte Kaiser. Nun gehe es darum, dieses Versprechen auch in einen Völkerrechtsvertrag zu bekommen.
Die Last auf den Schultern der Beteiligten ist also groß. Bleibt das Papier, das am Ende in Bonn beschlossen wird, nämlich zu schwammig, droht ein Minimalkonsens wie 2009 beim Klimagipfel in Kopenhagen. Doch die Zeit drängt. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Fenster für eine ausreichende Begrenzung der Erderwärmung sich allmählich schließt - mit unabsehbaren Folgen für künftige Generationen. US-Präsident Barack Obama brachte es kürzlich auf den Punkt: "Wir werden unsere Kinder zu einem Planeten verdammen, der jenseits ihrer Reparaturfähigkeiten liegt."
jj/cr (dpa, afp)