UN rechtfertigen Attacke auf Gbagbo-Residenz
11. April 2011Die Kampfhubschrauber kamen kurz nach Mitternacht und feuerten. In der Nacht auf Montag (11.04.2011) flogen die französischen Streitkräfte der Militäraktion "Einhorn" ("Licorne") und Mission UNOCI der Vereinten Nationen (UN) neue Angriffe auf die Residenz des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo in der Wirtschaftsmetropole Abidjan.
Ban ordnete Angriffe an
Sie folgen damit der Anweisung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der den Beschuss durch UN-Kampfhubschrauber verteidigte. Ban sagte am Sonntagnachmittag (Ortszeit) in New York, er habe die UNOCI-Mission angewiesen, "mit allen erforderlichen Mitteln" weitere Kämpfe in Abidjan zu verhindern. Die französischen Truppen im Land hätten zudem die UNOCI-Mission auf Anfrage des Generalsekretärs unterstützt.
Die jüngsten Angriffe auf UN-Mitarbeiter, Zivilisten und das Hauptquartier der international anerkannten Regierung unter Alassane Ouattara seien "nicht hinnehmbar und dürfen nicht fortgesetzt werden", erklärte Ban. Zudem forderte er den im November 2010 abgewählten Präsidenten Gbagbo direkt auf, endlich abzutreten.
Streit über Hotel-Angriff
Nach UN-Angaben hatten Gbagbos Gefolgsleute seit Mitte letzter Woche in Abidjan neben dem Hauptquartier der Regierung auch das Hotel beschossen, in dem sich UN-Büros befinden. Ein UN-Mitarbeiter sei dabei verletzt worden. Auch das Hotel, in dem sich das Hauptquartier des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara befindet, war demnach Ziel der Angriffe der Gbagbo-Truppen.
Dagegen dementierte Gbagbos Sprecher Ahoua Don Mello die Angriff auf das Hotel. Die Berichte seien "erfunden" und dienten der Vorbereitung eines erneuten Angriffs auf die Einheiten Gbagbos. Don Mello warf Frankreich vor, es habe "kein anderes Ziel", als Gbagbo zu "ermorden".
UN-Mission
UN-Untergeneralsekretär Alain Le Roy erneuerte den Vorwurf, das Waffenstillstandsangebot seitens der Gbagbo-Anhänger in der vergangenen Woche hätte nur dazu gedient, Zeit zu gewinnen, um die Truppen neu zu formieren. Die von den Spitzen von Armee, Polizei und Präsidentengarde angekündigte Feuerpause sei nur "ein Trick" gewesen.
Bereits zuvor hatte die UN von einem Wiedererstarken der Gbagbo-Truppen berichtet. "Zahlreiche Panzer und schwere Waffen" würden eingesetzt, so Le Roy. Am Wochenende waren zudem weitere Ziele in der Nähe des Präsidentenpalastes im Viertel Plateau sowie mehrere Militärlager beschossen worden. Damit sollten schwere Waffen des Gbagbo-Lagers "neutralisiert werden".
Vergangenen Montag hatten Kampfhubschrauber der UN und Frankreichs erstmals direkt in die Kämpfe in Abidjan eingegriffen. Neben 10.000 UN-Soldaten befindet sich seit 2002 auch eine Truppe unter französischem Kommando in dem Land. Die "Einhorn" genannte Mission soll französische Staatsbürger schützen und die UN-Truppen unterstützen. Sie umfasst derzeit rund 1650 Mann.
Blutiger Machtkampf
Nach den Angriffen ist unklar, wo sich Gbagbo nun aufhält. Ein Sprecher erklärte, die Residenz des Machthabers in Abidjan sei von den Geschossen teilweise zerstört worden. Gbagbo soll sich dort in einen Bunker verschanzt haben.
Alassane Ouattara und Laurent Gbagbo liefern sich seit Monaten einen erbitterten Kampf um die Macht in der Elfenbeinküste. In den letzten Wochen war die Gewalt eskaliert.
So konnten Ouattaras Republikanische Truppen (FRCI) große Teile Abidjans unter ihre Kontrolle bringen. Die Hoffnung, dass der seit Ende November andauernde blutige Machtkonflikt damit ein Ende finden würde, erfüllte sich jedoch nicht. Nach Informationen des französischen Rundfunksenders Europe 1 wird der 65-jährige Gbagbo von angolanischen Elite-Soldaten unterstützt.
Zivilbevölkerung muss leiden
In der Millionenstadt Abidjan wird die humanitäre Lage immer dramatischer. Es fehlt an Wasser und Lebensmitteln. In vielen Stadtteilen plünderten bewaffnete Gruppen Geschäfte aus. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) warf beiden Konfliktparteien die Beteiligung an Massakern an der Zivilbevölkerung vor.
Autorin: Marion Linnenbrink (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Annamaria Sigrist