UN verurteilen Einsatz von Kindersoldaten
17. Juni 2010Der Weltsicherheitsrat erhöht den Druck auf Länder, in denen Kinder in bewaffneten Konflikten als Soldaten eingesetzt oder als Sexsklaven von Soldaten missbraucht werden. Bei einer eintägigen Debatte über Kinder in bewaffneten Konflikten verurteilte das Gremium am Mittwoch (16.06.2010) jede Form der Ausbeutung von Minderjährigen und jede Gewalt gegen sie auf das Schärfste.
Mexikos Außenministerin Patricia Espinosa Cantellano appellierte an die Weltgemeinschaft: "Wir haben noch viel zu tun, wenn wir nicht zusehen wollen, dass Kinder zu den am schlimmsten betroffenen Opfern dieser Art von Gewalt zählen". Mexiko hat derzeit den Vorsitz im Sicherheitsrat inne.
Getötet, verkrüppelt, vergewaltigt
Nach Angaben der Ministerin starben seit den 1990er Jahren mehr als zwei Millionen Kinder in oder am Rande von bewaffneten Konflikten. Weitere sechs Millionen Minderjährige verloren Körperglieder, mehr als eine viertel Million wurde zum Kriegsdienst gezwungen. Tausende von Mädchen wurden vergewaltigt, sexuell missbraucht oder zur Prostitution gezwungen.
Im jüngsten UN-Bericht werden Regierungstruppen, Rebellengruppen oder anderen Organisationen, die sich dieser Menschenrechtsverbrechen schuldig machen, erstmals namentlich genannt. Unter ihnen ist unter anderem die afghanische Polizei. Darüber hinaus werden Armeen und Rebellenorganisationen im Kongo, im Tschad, im Sudan und besonders in der umkämpften Region Darfur, in Somalia und der Zentralafrikanischen Republik öffentlich angeprangert. "Wir gehen davon aus, dass die Regierungen dies zum Anlass nehmen, sich die Schuldigen jetzt vorzuknöpfen", sagte die UN-Sonderbeauftragte für Kinder und bewaffnete Konflikte, Radhika Commaraswamy.
Mehr junge Selbstmordattentäter in Afghanistan
Besorgniserregend ist nach den Worten Commaraswamys auch der Anstieg von Selbstmordattentaten durch junge Menschen in Afghanistan. 2009 hätten neun Jugendliche ihrem Leben und dem von anderen auf diese Art ein Ende gesetzt. Kinder würden nicht allein auf diese Idee kommen, sagte die UN-Beauftragte. Sie würden dazu gedrängt. "Wir müssen mit den Dorfgemeinschaften zusammenarbeiten, um diese Vorfälle zu verhindern."
In den Kriegs- und Krisengebieten der Welt werden nach Schätzungen des UN-Kinderhilfswerks UNICEF rund 250.000 Kinder und Jugendliche als Soldaten missbraucht. Die meisten Kindersoldaten gibt es in Birma. Das Kinderhilfswerk "terre des hommes" schätzt, dass allein dort 77.000 Minderjährige in der Regierungsarmee und bewaffneten Oppositionsgruppen kämpfen.
Gemeinsam mit anderen Organisationen hat UNICEF nach eigenen Angaben seit 2008 die Freilassung von mehr als 12.600 Kindern aus verschiedenen Armeen und bewaffneten Gruppen in neun Ländern erreicht. Unter den Freigelassenen waren auch 1648 Mädchen. Allein in Nepal unterstützt UNICEF die Wiedereingliederung 3000 ehemaliger Kindersoldaten. Über Wiedereingliederungsprogramme können sie einen Schulabschluss machen oder einen handwerklichen Berufs erlernen.
Schwer traumatisierte Kinder
Derzeit arbeiten Einsatzgruppen der Vereinten Nationen in 14 Ländern, um die Rekrutierung von Kindern als Soldaten zu verhindern und Kinder aus Armeen zu befreien. Darunter sind nach Angaben von UNICEF Afghanistan, Kolumbien, Birma, Somalia, Sri Lanka und der Sudan. Ehemalige Kindersoldaten wieder in die Gesellschaft einzugliedern, ist aufgrund der Traumatisierung der Mädchen und Jungen schwierig.
Der Großteil der Kindersoldaten wird zwangsrekrutiert. Andere werden von Armeen oder Rebellengruppen mit falschen Versprechungen und einem geringen Sold gelockt. Auch die Angst vor Übergriffen und die Hoffnung auf Schutz treiben die jungen Menschen an die Waffe.
Bislang haben 120 Staaten das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet, das den Einsatz von Minderjährigen im Krieg verbietet. Trotzdem halten sich nach Angaben von UNICEF vor allem viele nicht-staatliche militärische Gruppen nicht an diese Grundsätze. Dazu gehörten im vergangenen Jahr die FARC-Rebellen in Kolumbien, die tamilischen Rebellen in Sri Lanka und verschiedene Milizengruppen im Sudan sowie im Gebiet um die großen Seen in Afrika, vor allem im Osten Kongos.
Autorin: Naima El Moussaoui (dpa, afp, epd)
Redaktion: Martin Muno