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Völkermord an Jesiden im Irak

22. Oktober 2014

Im Nordirak überrennt die IS-Terrormiliz mit tödlicher Gewalt Dörfer der religiösen Minderheit der Jesiden. Die Vereinten Nationen sprechen von Völkermord.

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Jesidische Flüchtlinge im Irak (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/abaca/Depo Photos

Die Vereinten Nationen haben der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) einen "versuchten Völkermord" an der religiösen Minderheit der Jesiden im Irak vorgeworfen. Der für Menschenrechte zuständige UN-Diplomat Ivan Simonovic sagte in New York nach seiner Rückkehr aus Gebieten im Nordirak, es gebe Beweise dafür, dass die IS-Kämpfer versucht hätten, die Jesiden auszulöschen, indem sie zum Übertritt zum Islam gezwungen oder umgebracht worden seien. Das Vorgehen des IS sei gleichbedeutend mit Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

UN-Diplomat Ivan Simonovic (Foto: dpa)
UN-Diplomat Ivan SimonovicBild: picture-alliance/AA

Simonovic hatte sich in den Städten Erbil, Bagdad und Dohuk mit Regierungsvertretern und Vertriebenen getroffen, darunter mit 30 Jesiden. Diese hätten unter anderem von einer Massenhinrichtung von Jesiden in einer Schule berichtet, nachdem diese sich geweigert hätten, zum Islam überzutreten. Vor den radikalen Kämpfern waren in den vergangenen Wochen zehntausende Jesiden aus mehreren nordirakischen Städten geflohen. Das Schicksal von hunderten vermissten Frauen und Kindern ist unklar.

Vernichtungsfeldzug der Dschihadisten

Der IS betrachtet die Jesiden als Teufelsanbeter. Für die Dschihadisten ist die jesidische Religion ein Götzenkult, den es zu vernichten gilt. Tausende Angehörige der Minderheit sind erschossen, lebendig begraben oder als Sklavinnen verkauft worden. Heiligtümer der Jesiden werden in die Luft gesprengt.

US-Präsident Barack Obama hatte im August Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak angeordnet, um nach seinen Aussagen einen bevorstehenden Völkermord zu verhindern. Seit dieser Woche sind erneut Tausende Jesiden in Bedrängnis, weil der IS mit einer Großoffensive in der Nähe des Höhenzuges Sindschar im Nordirak gegen sie vorrückt. Die Minderheit bat deswegen die USA erneut um Hilfe.

Eine Militärallianz unter US-Führung geht derzeit gegen den IS vor und greift im Irak und in Syrien Stellungen der Dschihadisten an.

re/se (afp, rtr)