Und die Bobs 2015 gehen an …
3. Mai 2015Von Facebook-Seiten, über Podcasts, bis hin zu Videospielen und Apps - abwechslungsreicher hätten die Einreichungen der diesjährigen Best of Online Activism Awards kaum sein können. Jetzt stehen die drei Gewinner fest, insgesamt 14 prominente Internetaktivisten aus der ganzen Welt stimmten ab und wählten sie aus den rund 4800 Vorschlägen aus.
Arts and Media
"Zaytoun, the little refugee" (Zaytoun, der kleine Flüchling) wird in der Kategorie "Arts and Media" gewürdigt. Es handelt sich um ein Projekt, das in Form eines Videospiels auf die Situation der syrischen und palästinensischen Flüchtlinge aufmerksam machen will. Der Nutzer schlüpft dabei in die Rolle eines palästinensischen Jungen, der einen neuen Zufluchtsort sucht, nachdem sein Unterschlupf im Flüchtlingslager Jarmuk vom syrischen Regime zerstört wurde.
Die Geschichte von Zaytoun repräsentiert das Leben vieler Flüchtlingsfamilien, die 1947/1948 ihre Heimat verlassen mussten und deren Mitglieder nun auch in syrischen Flüchtlingslagern um ihr Leben kämpfen.
Das Videospiel bringe dem User nicht nur die Geschichte Syriens und der palästinensischen Autonomiegebiete näher, sondern spiegele auch die Komplexität des Konflikts aus der Sicht eines kleinen Jungen wider, so die spanisch-syrische Netzaktivistin und Mitglied der Jury, Leila Nachawati. "Wir erfahren zwar viel über Syrien, doch selten hören wir dabei Stimmen von Betroffenen, die uns an ihrem Alltag teilhaben lassen. Dieses Projekt zeigt uns und gibt uns Hoffnung, dass trotz der Misere mit Hilfe von Kreativität, Innovation und Medien Kunst entstehen kann", begründet Nachawati ihre Entscheidung in der Kategorie "Arts and Media".
Privacy and Security
Die mexikanische Webseite "Rancho Electrónico" (Elektronische Farm) wird in der Kategorie "Privacy and Security" ausgezeichnet. Die Macher der Plattform berichten umfassend über die Themen Datenschutz, Verschlüsselung und Überwachung in Mexiko. Darüber hinaus veranstalten die Blogger Workshops und Veranstaltungen, um direkt mit den Nutzern in Kontakt zu treten und eine Community aufzubauen.
Ziel der Plattform sei es, die digitale Kluft zu überwinden, erläutert Jurymitglied Renata Avila aus Guatemala. Sie war für die spanisch-sprachigen Nominierungen zuständig. "Die Macher der Webseite haben einen kreativen Weg gefunden, Menschen in ihrem Umkreis nicht nur über diese Themen aufzuklären, sondern sie auch dazu zu befähigen, neue Technologien selbst anzuwenden. Bei diesem Projekt stehen die Menschen im Vordergrund, und nicht die Tools", begründet Avila die Jury-Entscheidung.
Social Change
Auf "Bonya’s Blog" aus Bangladesch setzt Rafida Bonya Ahmed die Arbeit ihres Mannes Avijit Roy nach dessen brutaler Ermordung fort. Der bekannte Blogger wurde von unbekannten Angreifern am 26. Februar 2015 in Dhaka niedergestochen und erlag seinen schweren Verletzungen.
Der Blog berichtet mit journalistisch kritischer Haltung über säkulare und wissenschaftliche Themen. Fundamentalisten im Land versuchen das zu verhindern und haben eine Todesliste herausgegeben, auf denen 84 Blogger und Journalisten stehen. Acht von ihnen wurden bereits getötet. "Der Preis für das Blog lenkt die Aufmerksamkeit auf Blogger, die sehr mutig sind und große Risiken auf sich nehmen", untermauert Jurymitglied Shahidul Alam aus Bangladesch die Bedeutung des Preises für sein Land.
Freedom of Speech Award
Zusätzlich zu den 17 Kategorien des Wettbewerbs vergab die Deutsche Welle erstmalig den "Freedom of Speech Award". Ausgezeichnet wird eine Person oder eine Initiative, die in der digitalen Welt aktuell in besonderer Weise für das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung steht. Der "Freedom of Speech Award" wurde bereits im Februar von der DW vergeben. Der in Saudi-Arabien inhaftierte Blogger Raif Badawi wurde für seinen Einsatz mit dem Award gewürdigt.
Der Blogger setzt sich seit vielen Jahren für Meinungsfreiheit in seinem Land ein. Auf der Webseite "Freie Saudische Liberale" prangert er politische und gesellschaftliche Missstände in Saudi-Arabien an. Vor sieben Jahren wurde Badawi zum ersten Mal mit dem Vorwurf festgenommen, eine "elektronische Seite" aufgebaut zu haben, "die den Islam verhöhnt". Im Mai 2014 verurteilte die saudische Justiz den 31-Jährigen zu 1000 Stockschlägen, zehn Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet knapp 200.000 Euro.
Der Gewinner des DW Freedom of Speech Award sowie die Preisträger in den drei Jury-Kategorien von "The Bobs" werden am 23. Juni auf dem Global Media Forum der Deutschen Welle in Bonn geehrt.