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Luther-Schriften sind Welterbe

17. März 2016

Berühmt sind sie schon, jetzt gehören sie offiziell auch zum Welterbe: Luthers frühe Reformationsschriften. Die fast 500 Jahre alten Zeugnisse leiteten damals einen kulturellen Wandel der Gesellschaft ein.

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Ein Druck der 95 Thesen Martin Luthers Foto: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka
Bild: picture-alliance/dpa/B. Von Jutrczenka

Die Deutsche Unesco-Kommission hat 14 Schriften Martin Luthers in das Welterbe-Verzeichnis aufgenommen. Es handelt sich um Briefe und Originaldrucke, darunter ein Handexemplar von Luthers Hebräischer Bibelausgabe und einen Plakatdruck der 95 Ablassthesen, mit denen 1517 die Reformation eingeleitet wurde. Sie alle gehören jetzt offiziell zum Gedächtnis der Menschheit.

Luthers Schriftgut habe die gesellschaftliche Entwicklung über Jahrhunderte geprägt, betonte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Die Würdigung durch die Unesco bekomme mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum 2017 besonderes Gewicht, erklärte sie in Berlin vor der Übergabe der Urkunden. Christoph Wulf, Vizepräsident der Deutschen Unesco-Kommission, überreichte die Urkunden bei einem offiziellen Festakt im Wittenberger Lutherhaus an die Direktoren der elf Einrichtungen, in denen die Originale aufbewahrt werden.

Das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz hatte das Dossier zur Nominierung erstellt. Darin heißt es, die Dokumente zeigten, wie ein religiöser, kirchlicher Impuls - ausgehend von der Frage nach der Beziehung des Menschen zu Gott - einen tiefgreifenden Transformationsprozess in Gang setzen könne, der Religion, Politik, Gesellschaft und Kultur veränderte, nicht zuletzt durch neue Formen medialer Verbreitung. Damit ist der Buchdruck gemeint.

Luther für die ganze Welt

Die besondere Ehre wird den Schriften ein Jahr vor dem großen 500-jährigen Reformationsjubiläum zuteil. Für den Direktor der Luthergedenkstätten in Wittenberg, Stefan Rhein, gehört der Reformator Martin Luther jedoch nicht nur dem deutschen Protestantismus, sondern der gesamten Zivilgesellschaft ebenso wie der internationalen Ökumene.

All das passt zu den Kriterien, nach denen die Unesco über die Aufnahme von Dokumenten in die Liste entscheidet: Sie müssen authentisch, weltweit bedeutsam, einzigartig und unersetzbar sein. Katja Römer, Sprecherin der Deutschen Unesco-Kommission, bezeichnet das Verzeichnis als digitalisiertes Gedächtnis der Menschheit. Die Arbeiten an den Bewerbungsdossiers dauern teils etliche Jahre.

Wichtige Dokumente vor dem Vergessen schützen

Das "Weltregister des Dokumentenerbes" ist vielfältig aufgestellt: Sozialpolitische Dokumente aus den Militärdiktaturen in Argentinien und Chile, Gerichtsakten und Sklavenregister, das Lepra-Archiv aus dem norwegischen Bergen, aber auch Partituren und Handschriften berühmter Künstler gehören dazu. Sie alle stehen als Spiegel der Zeitgeschichte im Weltdokumentenerbe der Unesco, darunter auch die Tagebücher der Anne Frank.

Eine finanzielle Förderung ist mit dem Eintrag ins Register nicht verbunden - vielmehr die Verpflichtung, die Werke zu erhalten und zu schützen. Viele Antragsteller bekommen jedoch aufgrund des Titels Gelder zum Erhalt der Dokumente, etwa von Seiten ihrer Regierung oder auch privaten Partnern.

Blick in eines der Anne-Frank-Tagebücher Foto: Anne-Frank-Fond, Basel)
Blick in eines der Anne-Frank-Tagebücher (Replik)Bild: DW/H. Mund
Luther-Denkmal vor der Stadtkirche in Wittenberg Foto: picture-alliance/dpa/H. Schmidt
Luther-Denkmal in Wittenberg.Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

kk/suc (kna, dpa, epd)