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Digitale Weltbibliothek

21. April 2009

Der Leiter der US-Kongress-Bibliothek hatte einen Traum: historische Dokumente zu Politik und Kultur aller Nationen online verfügbar zu machen - als Beitrag zur Völkerverständigung. Der Traum ist nun fast wahr geworden.

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Ausschnitt aus dem Miroslav-Evangeliar, einer serbischen Buchmalerei aus dem 12. Jahrhundert (Foto: picture alliance/akg images)
Ausschnitt aus dem Miroslav-Evangeliar, einer serbischen Buchmalerei aus dem 12. JahrhundertBild: picture-alliance / akg-images
James H. Billington, Leiter der Library of Congress (Foto: AP)
Er hatte die Idee: James H. Billington, Leiter der Library of Congress in WashingtonBild: AP

Am Dienstag (21.04.2009) hat die Bildungsorganisation der Vereinten Nationen UNESCO ihre "digitale Weltbibliothek" ins Netz gestellt.

Kostenlos verfügbar ist dort ab sofort eine große Auswahl an historisch und kulturell bedeutenden Büchern, Manuskripten, Bildern, Filmen und Audio-Dokumenten.

Die Idee der "World Digital Library" geht auf den Leiter der Library of Congress in Washington, James H. Billington, zurück. Der heute 79-Jährige stellte es sich einst als großen Beitrag zur Völkerverständigung vor, wenn alle Nationalbibliotheken weltweit ihre Inhalte digitalisieren und öffentlich zugänglich machen würden.

Kooperation mit Entwicklungs- und Schwellenländern

Bisher sind allerdings erst 32 Partnerinstitutionen mit von der Partie. Laut UNESCO-Koordinator Abid Abdelaziz, der das Projekt von Paris aus koordiniert, wird allerdings intensiv mit Entwicklungs- und Schwellenländern zusammengearbeitet. Dabei sind unter anderem Brasilien, China, Südafrika und Russland. Auch aus so unterschiedlichen Ländern wie Ägypten, Israel, Japan, Mexiko, Saudi-Arabien und Uganda steuern staatliche Bibliotheken oder andere kulturelle Einrichtungen Inhalte bei.

Mit deutschen Bibliotheken gibt es derzeit (noch) keine Kooperation. Laut der deutschen Vertretung des Internationalen Bibliothekenverbands IFLA ist Deutschland bei der Digitalisierung von Büchern und Dokumenten weltweit im Hintertreffen, weil diese erst seit wenigen Jahren staatlich gefördert wird.

Screenshot der Startseite der World Digital Library
Startseite der digitalen WeltbibliothekBild: http://www.wdl.org/en

Selektiv und umfassend

Die Bandbreite des Angebots reicht von arabischen Kalligrafien über chinesische Schriftzeichen bis zu alten Fotografien aus Lateinamerika. Erklärtes Ziel der Bibliothek ist es, die Kulturschätze der Nationalbibliotheken und Archive möglichst umfassend ins Internet zu bringen.

Die Auswahl der Dokumente ist daher naturgemäß wesentlich selektiver als bei anderen großen digitalen Bibliotheken wie etwa dem europäischen Gemeinschaftsprojekt Europeana oder auch "Google Book Search". Was in die UNESCO-Weltbibliothek kommt, muss schon einen klar historischen Charakter haben. "Irgendeinen Roman, der gerade in Madrid veröffentlicht wurde, nehmen wir nicht auf", bringt Projektchef Abdelaziz diesen Anspruch auf den Punkt.

Bildorientiert in sieben Sprachen

Titelbild einer Londoner Ausgabe der Fabeln von Äsop aus dem 15. Jahrhundert
Diese Ausgabe der 'Fabeln' von Äsop erschien 1480 in LondonBild: picture alliance / united archives

Am Dienstag waren gerade einmal knapp 1200 Dokumente auf der Website verfügbar. Schon von daher verbietet sich, jedenfalls im Moment noch, ein Vergleich mit dem werbefinanzierten Angebot der Google-Bibliothek. Dazu kommt, dass die UNESCO-Weltbibliothek "sehr viel stärker bildorientiert" arbeitet, wie die IFLA-Vorsitzende und Generaldirektorin der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Claudia Lux, erklärt.

Das Angebot ist derzeit in den sechs UN-Amtssprachen Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch sowie zusätzlich auf Portugiesisch verschlagwortet. Eine deutsche Volltextrecherche gibt es nicht. Dennoch sind auch ein gutes Dutzend deutscher Werke unter den Dokumenten wie z.B. eine "Auswandererkarte und Wegweiser nach Nordamerika" von 1853 und das Buch "Deutschland und seine Kolonien" von 1902. (gri/det/SC/ap/afp)