Ungarn ehrt Antisemiten mit Orden
17. März 2013Ungarns rechtskonservative Regierung hat Rassisten und Verschwörungstheoretiker mit hohen staatlichen Preisen geehrt. Einer davon ist der Fernsehmoderator Ferenc Szaniszlo. Nach ungarischen Medienberichten vom Wochenende erhielt er zum Nationalfeiertag (im Bild die offiziellen Feierlichkeiten in Budapest) am 15. März den Tancsics-Preis, die höchste staatliche Ehrung für Journalisten. Szaniszlo hatte in dem der Regierungspartei Fidesz nahestehenden Sender Echo TV antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet und die Minderheit der Roma als "Menschenaffen" diffamiert. Die staatliche Medienaufsichtsbehörde hatte den Sender deshalb 2011 mit einer Geldstrafe belegt.
Der Archäologe Kornel Bakay wurde mit dem Verdienstorden ausgezeichnet. Bakay behauptet, Jesus Christus sei kein Jude, sondern ein Prinz aus dem - angeblich mit den Ungarn verwandten - alt-iranischen Volk der Parther gewesen. Außerdem unterstellt er den Juden, im Mittelalter Sklavenhandel organisiert zu haben.
Das Goldene Verdienstkreuz erhielt der Leadsänger der Rockband "Karpatia", Janos Petras. Die Formation gilt als die "Hausband" der rechtsextremen Parlamentspartei Jobbik. Sie schuf auch den Marsch für die inzwischen verbotene, von der Jobbik ins Leben gerufenen paramilitärischen Ungarische Garde. Die Band besingt in ihren Texten die "unbefleckte Nation" und ruft zu gewaltsamen Veränderungen der Grenzen Ungarns auf.
Der für die Preise zuständige Minister für menschliche Ressourcen, Zoltan Balog, nahm lediglich von der Ehrung Szaniszlos Abstand und nannte sie "bedauerlich". Er habe von den antisemitischen Äußerungen des Fernsehmannes nicht gewusst, sagte er. Für eine Aberkennung der Auszeichnung gebe es aber keine juristische Handhabe. Zu den anderen umstrittenen Ehrungen äußerte sich Balog nicht.
Aus Protest gegen die Vergabe des Journalisten-Preises an Szaniszlo gaben mehr als zehn frühere Tancsics-Preisträger ihre Auszeichnung zurück. Oppositionelle Kommentatoren werteten die Ehrung rechtsextremer Persönlichkeiten als Geste der Regierung an die Jobbik und an die extreme Rechte.
pg/sti (dpa, afp)