Ungarn stellt Banken Ultimatum
6. September 2013Bis November haben die in Ungarn tätigen Banken Zeit, um den Bürgern einen günstigen Tausch von Fremdwährungskrediten in Forint-Darlehen anzubieten. Den Großteil der Verluste, die dabei entstehen, sollen die Geldhäuser selbst tragen, sagte Orban am Freitag im ungarischen Rundfunk. Das sei die "moralische Verpflichtung der Banken", zitiert die Nachrichenagentur Reuters den Ministerpräsidenten. Falls es bis zum 1. November keine Lösung gebe, werde die Regierung das Problem lösen, kündigte Orban an, ohne Details zu nennen.
Orban möchte mit dem Programm ungarischen Familien helfen, die meist vor der Finanzkrise 2008 hohe Kredite in Schweizer Franken oder Euro aufgenommen haben. Seitdem hat die Landeswährung Forint stark an Wert verloren, gegenüber dem Euro rund 30 Prozent. Weil die Kreditsummen und monatlichen Raten entsprechend gestiegen sind, können viele Ungarn ihre Schulden nicht mehr bedienen.
Ungelöstes Problem
Bereits 2011 hatte die Regierung von Premier Orban die Banken zu einem Tausch von Fremdwährungskrediten gezwungen - zu deutlich unter dem Marktwert liegenden Wechselkursen. Auf den so entstandenen Verlusten blieben die Institute sitzen. Betroffen waren unter anderen die Bank MKB, eine Tochter der Bayerischen Landesbank, und die österreichischen Institute Erste Group und Raiffeisen Bank International. Das damalige Programm konnte das Problem der Fremdwährungskredite in Ungarn jedoch nicht vollständig lösen.
Daniel Gyuris, der Chef des ungarischen Bankenverbandes, zeigte sich überrascht über die Äußerungen des Ministerpräsidenten. Eine Lösung könne nur im Einvernehmen von Banken, Regierung und Verbrauchern erzielt werden, sagte Gyuris, der auch Chef der ungarischen OTP Mortgage Bank ist. Er setze darauf, dass die Gespräche zwischen Banken und der Regierung in der nächsten Woche fortgesetzt würden.
bea/wl (reuters)