Ungarns berühmteste Schriftsteller
Neben der Musik ist die Literatur in Ungarn die bedeutendste Kunstform. Das Land hat unzählige talentierte Schriftsteller hervorgebracht. Einige von ihnen sorgen noch heute für politische Kontroversen.
Sandor Petöfi (1823-1849)
Bis heute gilt Sándor Petőfi als Ungarns Nationaldichter schlechthin. Sein "Nationallied" wurde zur Hymne der Revolution von 1848, in der die Ungarn gegen die herrschenden Habsburger aufbegehrten. In einer der letzten Schlachten der Revolution fiel Petöfi und wurde so zum Märtyrerdichter. Heute sind in Ungarn unzählige Straßen, Schulen, Plätze und Brücken nach ihm benannt.
Péter Eszterházy (1950-2016)
Er gilt als einer der einflussreichsten ungarischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. In seinem Hauptwerk "Harmonia Caelestis" zeichnet Eszterházy in kunstvoller Weise die komplexe Geschichte Ungarns entlang seiner eigenen Familiengeschichte nach. Seine Arbeiten wurden auch außerhalb Ungarns vielfach ausgezeichnet. Aus dem neuen Lehrplan der Orbán-Regierung wurde er entfernt.
Imre Kertész (1929-2016)
Auch er soll nicht mehr zur Pflichtlektüre an ungarischen Schulen gehören. Dabei ist Imre Kertész der einzige Literaturnobelpreisträger des Landes. In seinem bekanntesten Werk "Roman eines Schicksallosen" verarbeitet er seine persönlichen Erfahrungen im Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald. Später betonte Kertész immer wieder die Mitschuld Ungarns am Holocaust.
Miklós Radnóti (1909-1944)
Auch Miklós Radnoti war Schriftsteller jüdischer Herkunft. Während des Zweiten Weltkriegs musste er mehrfach als Zwangsarbeiter an die Front. Seine Erfahrungen hielt er in eindrücklichen Gedichten fest. Später wurde er auf einen der berüchtigten Todesmärsche geschickt. Trotz der Strapazen schrieb er weiterhin Gedichte. Im November 1944 wurde er wegen körperlicher Erschöpfung ermordet.
József Attila (1905-1937)
Vom armen Straßenjungen avancierte József Attila bereits als Jugendlicher zu einem der berühmtesten Lyriker seiner Zeit. Seine Gedichte eckten an, provozierten. 2011 plante die Orbán-Regierung, ein Denkmal des Schriftstellers nahe des Parlaments wegen dessen kommunistischer Gesinnung zu entfernen. Nach massiven Protesten von Künstlern und Intellektuellen ließ sie jedoch davon ab.
Magda Szabó (1917-2007)
Magda Szabó war eine der herausragendsten weiblichen Stimmen in der stets von Männern dominierten ungarischen Literaturwelt. Oft spielen starke Frauen die Hauptrolle in ihren Romanen. Im kommunistischen Ungarn durfte sie lange Zeit nicht publizieren. Seit den späten 1950er Jahren schrieb Szabó zahlreiche Bücher, vor allem Romane, die in über 30 Sprachen übersetzt wurden.
Margit Kaffka (1880-1918)
Auch Margit Kaffka machte die gesellschaftliche Rolle der Frau zu einem zentralen Thema ihres schriftstellerischen Schaffens. Bereits als junge Frau schrieb sie für das einflussreiche Literaturjournal "Nyugat" (dt. Westen). 1912 erschien ihr berühmtester Roman "Színek és Évek" (dt. Farben und Jahre). Sechs Jahre später starb Kaffka an der Spanischen Grippe.
Endre Ady (1877-1919)
Ein großer Bewunderer von Kaffkas Werk und zeitweise Herausgeber von "Nyugat" war Endre Ady. In seinen Gedichten prangerte er soziale Missstände und den aufkeimenden Nationalismus im Ungarn des frühen 20. Jahrhunderts an. Immer wieder ging er nach Paris, ließ sich von den Werken Baudelaires beeinflussen. Bis heute gilt er als einer der bedeutendsten Dichter Ungarns.
László Krasznahorkai (*1954)
László Krasznahorkai zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Literaten Ungarns. Seine oft düsteren Romane wie "Satantango" wurden vielfach übersetzt und machten ihn weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Viele seiner Bücher wurden vom ungarischen Regisseur Béla Tarr verfilmt. 2015 erhielt er als erster ungarischer Autor den Man Booker International Prize.