UNICEF: Millionen Kindern droht der Tod
28. Juni 2016Fast 70 Millionen Kinder unter fünf Jahren könnten bis zum Jahr 2030 an vermeidbaren Krankheiten wie Lungenentzündungen oder Masern sterben, schätzt das UN-Kinderhilfswerk UNICEF. Wenn sich nichts ändere, würden bis dahin außerdem 167 Millionen Kinder in Armut leben, warnt die Organisation in seinem in New York veröffentlichten Jahresbericht.
Besonders betroffen sind Kinder aus dem Gebiet südlich der Sahara. Neun von zehn Kindern könnten dort bis 2030 unter extremer Armut leiden – das heißt sie müssen mit weniger als 1,90 US-Dollar am Tag auskommen. Schon jetzt sind dort zwei von drei Kindern von Armut betroffen.
Die Menschen in der Region leiden besonders schwer unter den Folgen des Klimawandels, da viele von ihnen vor der Landwirtschaft abhängig sind. Zuletzt hatte das Klimaphänomen El Niño südlich der Sahara zu extremen Wetterbedingungen geführt. In einigen Ländern im Süden und Osten Afrikas kam es zu einer Dürreperiode mit schweren Ernteausfällen.
UNICEF: Müssen in Kinder investieren
Dem UNICEF-Bericht zufolge könnte in Subsahara-Afrika bis 2030 auch die Hälfte aller Kinder weltweit leben, die keinen Zugang zu Grundschulunterricht haben. Seit 2011 sei die Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, wieder gestiegen. Weltweit gehören rund 124 Millionen Kinder dazu.
Angesichts der düsteren Prognosen fordert das Hilfswerk die Staaten auf, mehr Geld in die Überwindung von Armut und sozialer Benachteiligung zu stecken. "Wir haben die Wahl, jetzt in diese Kinder zu investieren oder zuzulassen, dass unsere Welt noch gespaltener und ungerechter wird", sagte UNICEF-Direktor Anthony Lake. Wenn mehreren hundert Millionen Kindern eine faire Chance im Leben vorenthalten werde, gefährde dies die Zukunft der ganzen Gesellschaft. Ungerechtigkeit sei weder vorprogrammiert noch unüberwindbar.
Das effektivste Mittel gegen Armut und Benachteiligung sei Bildung, heißt es in dem Bericht "Zur Lage der Kinder". Um für mehr Chancengleichheit zu sorgen, seien Investitionen in die Bildung der am stärksten benachteiligten Kinder und eine Umverteilung öffentlicher Bildungsgelder nötig. Wenn die aktuellen Trends bestehen blieben, würden bis 2030 etwa 60 Millionen Kinder im Grundschulalter ohne Chance auf Bildung bleiben.
Fortschritte sind möglich
Dass Fortschritte möglich sind, zeigt dem Report zufolge die Entwicklung der vergangenen Jahre. So hätten sich die Kindersterblichkeit und die Zahl der Kinder, die in extremer Armut leben, seit 1990 insgesamt halbiert. Durch Impfprogramme seien zudem Maserninfektionen um fast 80 Prozent zurückgegangen, wodurch zwischen 2000 und 2014 das Leben von 17 Millionen Kindern gerettet worden sei. Auch bei der Bildung habe es Fortschritte gegeben: Mädchen haben heute einen deutlich besseren Zugang zu Schulbildung als noch vor 25 Jahren.
Allerdings seien die Fortschritte ungleich verteilt. Und ohne weitere Maßnahmen seien auch die im vergangenen Jahr von den Vereinten Nationen beschlossenen nachhaltigen Entwicklungsziele bis 2030 nicht zu erreichen, warnt UNICEF. Mit den Zielen, denen sich alle 193 UN-Mitgliedsstaaten angeschlossen haben, sollen unter anderem Armut, Klimawandel und Diskriminierung bekämpft werden.
rk/rb (afp, dpa, epd)