UNICEF: Mehr Impfdosen für ärmere Staaten
17. Mai 2021Reiche Staaten könnten der Covax-Initiative nach Ansicht des UN-Kinderhilfswerks UNICEF mehr als 150 Millionen Impfdosen bereitstellen, ohne ihre eigenen Corona-Impfprogramme zu gefährden. Die sieben führenden Industrienationen (G7) und die EU könnten dazu beitragen, die weltweite Impflücke zu schließen, indem sie im Sommer 20 Prozent ihrer Vorräte der Initiative für die weltweite Verteilung von Corona-Vakzinen überließen, heißt es in einer von UNICEF veröffentlichten Studie der britischen Firma Airfinity.
Dabei könnten die reichen Staaten noch immer ihre eigenen Impfprogramme wie geplant fortsetzen, betonte UNICEF-Direktorin Henrietta Fore. Im Juni findet in Großbritannien ein G7-Gipfel statt. Bis dahin fehlen dem Covax-Programm laut der Organisation 190 Millionen Dosen. Dies liegt unter anderem an der dramatischen Corona-Lage in Indien, das eigentlich einen Großteil der Covax-Dosen produzieren und exportieren sollte, sie nun aber für die eigene Bevölkerung braucht.
Bislang wurden laut Fore erst 65 Millionen Dosen ausgeliefert - bis zu diesem Zeitpunkt hätten es eigentlich bereits 170 Millionen sein sollen.
Covax gegen Ungleichheit bei Versorgung mit Vakzinen
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, hatte die reichen Staaten bereits am Freitag aufgefordert, Impfdosen lieber Covax bereitzustellen, anstatt bereits die weniger gefährdeten Kinder und Jugendliche in den eigenen Ländern zu impfen.
Die unter anderem von Deutschland und den USA mitgetragene Covax-Initiative soll die massive Ungleichheit zwischen den reichen Industrieländern und den armen Schwellen- und Entwicklungsländern bei den Corona-Impfungen wenigstens ein wenig verringern.
Geleitet wird Covax gemeinsam von der WHO, der Impfallianz Gavi und dem Bündnis Cepi zur Impfstoff-Forschung. Etwa 190 Länder haben sich der Initiative angeschlossen, darunter mehr als 90 mit niedrigem und mittlerem Einkommen wie Indien, Nigeria, Pakistan und Vietnam. Covax will sicherstellen, dass noch in diesem Jahr in jedem Land - egal ob reich oder arm - die am stärksten gefährdeten 20 Prozent der Bevölkerung gegen COVID-19 geimpft werden können.
Indien: Unter 300.000 Neuinfektionen
In Indien ist derweil eine leichte Entspannung der Corona-Lage feststellbar. An diesem Montag sank die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden erstmals seit Wochen wieder unter die Marke von 300.000. In der Finanzmetropole Mumbai mit ihren 22 Millionen Einwohnern wurden in der vergangenen Woche 70 Prozent weniger Neuansteckungen registriert. Nach einem Höchststand von 11.000 Fällen pro Tag sind es jetzt weniger als 2.000. Auch in der Hauptstadt Neu Hauptstadt Neu-Delhi gibt es Anzeichen für eine Verbesserung. Mit über 24 Millionen bestätigten Infektionen und und 270.000 Toten hat der Subkontinent die zweithöchste COVID-19-Fallzahl nach den USA.
Unterdessen hat das für seine Corona-Bekämpfung häufig gelobte Taiwan plötzlich mit dem stärksten Ausbruch seit Beginn der Pandemie zu kämpfen. Nach bereits erhöhten Zahlen in den vergangenen Tagen verzeichnete die Inselrepublik laut Behördenangaben 333 neue lokal übertragene Infektionen. Das ist der höchste Tageswert des 24-Millionen-Einwohner-Landes, das überhaupt erst rund 2000 Infektionen aufzuweisen hat. Mehr als ein Viertel davon stammt aus den vergangenen Tagen. Die Regierung verhängte ein Einreiseverbot. Bis Ende Juli soll Taiwan von der Impfallianz Gavi zugesicherte AstraZeneca-Impfdosen erhalten.
Deutschland: Inzidenz weiter bei 83,1
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 5412 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 6922 Ansteckungen gelegen. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liegt wie schon am Sonntag bundesweit bei 83,1 (Vorwoche: 119,1). Deutschlandweit wurden laut RKI binnen 24 Stunden 64 neue Todesfälle verzeichnet, vor einer Woche waren es 54 gewesen.
Zuletzt überschritt Deutschland zudem die Schwelle von 40 Millionen verabreichten Impfdosen: Damit seien 30,7 Millionen Menschen mindestens einmal geimpft, erklärte Gesundheitsminister Jens Spahn. In mehreren Bundesländern wurde die Priorisierung für Impfungen in Hausarztpraxen aufgehoben. In Impfzentren bleibt diese weiterhin bestehen.
sti/ehl (afp, ap, dpa, rtr)