Unicef warnt vor Massenflucht aus Afrika
26. Oktober 2017Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen hat auf den enormen Investitionsbedarf hingewiesen, der sich in Afrika aus dem anhaltend hohen Bevölkerungswachstum ergibt. Das Wachstum könne eine riesige Chance für den Kontinent darstellen und Millionen Menschen aus der Armut befreien, heißt es in dem Unicef-Bericht "Generation Afrika 2030". Dafür sei aber jetzt entschlossenes Handeln nötig, sonst drohe eine "soziale und wirtschaftliche Katastrophe", die "Millionen (Menschen) zur Flucht zwingen" würde.
"Wir sind in einer kritischen Phase für die Kinder Afrikas", sagte Leila Pakkala, Unicef-Regionaldirektorin für das östliche und südliche Afrika. "In Gesundheitsversorgung, den Schutz von Kindern und Bildung zu investieren, muss von jetzt bis 2030 zur absoluten Priorität für Afrika werden."
Schon 2030 werde es in Afrika 750 Millionen Kinder und Jugendliche geben - 170 Millionen mehr als derzeit. Daher seien in den nächsten 13 Jahren allein zusätzlich vier Millionen Fachkräfte im Gesundheitssektor und knapp sechs Millionen Lehrer nötig. Die Jahre von jetzt bis 2030 seien entscheidend.
"Nicht zu handeln, wird angesichts der Größenordnung von Afrikas demografischem Wandel höhere Kosten nach sich ziehen, als je zuvor", warnte Unicef in dem Bericht. Eine Kombination aus massivem Bevölkerungswachstum, den Risiken des Klimawandels, einer rapiden Urbanisierung und dem Mangel eines sozialen Netzes könne zu massiv steigender Arbeitslosigkeit, Armut und neuen Fluchtbewegungen führen.
Hohe Geburtenrate
Afrikas Bevölkerung wird sich UN-Prognosen zufolge von derzeit etwa 1,2 Milliarden Menschen auf 2,5 Milliarden im Jahr 2050 verdoppeln. Die Geburtenrate in Afrika ist Unicef zufolge immer noch deutlich höher als im Rest der Welt: Jede afrikanische Frau im Alter von 15 bis 49 Jahren bekommt statistisch gesehen 4,5 Kinder, weltweit sind es nur 2,5 Kinder. Die höchste Rate der Welt hat weiterhin der Niger. In dem westafrikanischen Staat, einem der ärmsten Länder der Welt, haben Frauen im Schnitt 7,2 Kinder.
Eine der wichtigsten Maßnahmen, um die Geburtenrate zu senken und für mehr Wirtschaftswachstum zu sorgen, sei es, Mädchen möglichst lange in der Schule zu halten. "Kinderehen führen zu einer höheren Geburtenrate, wohingegen qualitativ gute Bildung (für Mädchen) zu niedrigeren Geburtenraten und höherer Produktivität führt", hieß es in dem Bericht. In West- und Zentralafrika zum Beispiel heiraten 40 Prozent aller Frauen noch vor dem 18. Lebensjahr.
stu/qu (dpa, kna)