Unternehmer gewinnt in Paraguay
22. April 2013Nach Auszählung fast aller Stimmen kommt Horacio Cartes (Artikelbild Mitte) auf 45,9 Prozent der Stimmen. Sein Gegenkandidat, Senator Efraín Alegre von der Liberalen Partei, erhält danach 36,9 Prozent. Alegra gestand seine Niederlage ein.
Rund 3,5 Millionen Wahlberechtigte waren in dem lateinamerikanischen Land aufgerufen, einen Nachfolger für den vor zehn Monaten wegen angeblich schlechter Amtsführung abgesetzten Staatschef Fernando Lugo zu bestimmen. Die Colorado-Partei und die Liberalen hatten im Parlament gemeinsam die Amtsenthebung Lugos durchgesetzt. Zuvor war die Koalition des linksgerichteten früheren katholischen Bischofs mit der Liberalen Partei auseinandergebrochen. Lugo hatte seine Absetzung als "parlamentarischen Staatsstreich" kritisiert. Sein Vize Federico Franco von den Liberalen wurde Interimspräsident.
Paraguay zählt zu den ärmsten Ländern Südamerikas und leidet unter einer ausufernden Korruption. Mit dem milliardenschweren Tabak-Unternehmer Cartes, der erst vor drei Jahren in die Politik einstieg, kehrt die Colorado-Partei an die Macht zurück, die Paraguay bis 2008 mehr als sechs Jahrzehnte lang regiert hatte. 35 Jahre davon, von 1954 bis 1989, währte die Diktatur von General Alfredo Stroessner, der sich auf die Colorado-Partei stützte.
Neben dem Präsidenten wurden auch 45 Senatoren, 80 Abgeordnete, 17 Gouverneure und 18 Abgeordnete Paraguays für das Parlament des Staatenbundes Mercosur neu gewählt. Rund 1.500 in- und ausländische Beobachter verfolgten die Wahlen. Das größte Beobachterteam mit rund 100 Mitgliedern entsandte die Europäische Union.
Konflikt mit Nachbarn
Ein zentrales Thema im Wahlkampf war die Überwindung der Isolation, in die Paraguay durch die Absetzung Lugos in Südamerika geraten ist. Die linksgerichteten Regierungen der Nachbarländer werteten den Sturz Lugos als "Putsch" und suspendierten die Mitgliedschaft Paraguays in der Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur und dem südamerikanische Staatenbündnis Unasur. Für das Binnenland Paraguay ist der damit verbundene Wegfall von Handelserleichterungen schmerzhaft. Mehr als 50 Prozent der Exporte gehen in die Mercosur-Staaten, und die Importe allein aus Brasilien, Argentinien und Uruguay machen weit über 40 Prozent der Gesamteinfuhren aus. Cartes sprach sich für ein pragmatisches Vorgehen aus, um in die beiden Organisationen zurückkehren zu können.
wl/sti (dpa, afp, rtr, epd)