Unwetter verwüstet Kleinstadt
8. Juli 2015Das Unwetter zog wortwörtlich eine Schneise der Verwüstung durch den Ort Framersheim in Rheinland-Pfalz. Der Sturm riss die Dächer zahlreicher Häuser fort. Nach Angaben von Bürgermeister Ulrich Armbrüster entstand ein Schaden von acht bis zehn Millionen Euro. Einige Menschen seien von umherfliegenden Gegenständen und beim Aufräumen leicht verletzt worden. Der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz, sagte, etwa 60 bis 100 Häuser seien betroffen. Bei einem Mehrfamilienhaus stürzte laut Polizei das Dach ein. Die Feuerwehr musste vier Bewohner befreien. Sie blieben unverletzt. Das Haus ist nach Angaben der Polizei nicht mehr bewohnbar.
Die Beamten sprachen von einem Tornado, der sich am Abend durch den 1600-Einwohner-Ort bewegte. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) wollte das hingegen nicht bestätigen. Die Bedingungen für einen Tornado seien ziemlich schlecht gewesen, sagte ein DWD-Sprecher. "Das deutet für uns eher auf eine Fallböe hin, eine ziemlich starke Gewitterböe."
Blitzeinschlag und Stromausfälle
Umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller und abgedeckte Dächer hielten die Einsatzkräfte auch andernorts bis in die frühen Morgenstunden auf Trab. In Hessisch Lichtenau richtete ein Blitzeinschlag nach Angaben der Polizei in einem Wohnhaus 150.000 Euro Schaden an. Ebenso hoch war der Schaden im niedersächsischen Harsum, wo ein Feuer den Dachstuhl eines Hauses zerstörte. Verletzt wurde niemand: Die Familie war im Urlaub.
Stromausfälle meldete die Polizei im baden-württembergischen Weinheim. Im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt brachte der Sturm drei Hochspannungsmasten zu Fall - 1800 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Durch den Sturm kippte zudem ein Wohnwagen um, dabei wurde ein Mensch schwer und ein weiterer leicht verletzt. Faustgroße Hagelkörner zerstörten Vor- und Garagendächer, Straßen wurden überflutet. Rund 400 Feuerwehrmänner waren im betroffenen Landkreis im Einsatz. Die Gewitter und Unwetter waren vom Südwesten Richtung Osten gezogen und hatten am Abend und in der Nacht Brandenburg, Berlin, Sachsen und Bayern erreicht.
Auf das Unwetter folgt Temperatursturz
Auf dem Berliner Flughafen Schönefeld wurde am Abend für mehr als eine halbe Stunde die Abfertigung eingestellt, wie ein Sprecher sagte. Die Deutsche Bahn verzeichnete bis kurz vor Mitternacht nur kleinere Störfälle. Auf Nebenstrecken seien vereinzelt Bäume und Äste in Oberleitungen gefallen und hätten zu Verspätungen geführt, sagte ein Sprecher.
Heftiger Regen und Orkanböen ließen auch die Einsatzkräfte in Oberfranken in Bayern 53 Mal ausrücken. Im Landkreis Hof stürzte ein Baum auf die Fahrbahn - ein Auto prallte dagegen. Einer der Insassen wurde schwer, die anderen drei leicht verletzt. Die Unwetter sorgen für Abkühlung in Deutschland: Laut DWD soll es einen Temperatursturz um teils mehr als zehn Grad geben.
cr/djo (dpa, swr)