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Unwort des Jahres 2009: "betriebsratsverseucht"

19. Januar 2010

Aus 2018 Vorschlägen hat die Jury das Wort "betriebsratsverseucht" zum Unwort des Jahres 2009 gewählt. Mit der Formulierung sei ein "zumindest sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen" erreicht worden.

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Das Unwort des Jahres 'betreibsratsverseucht' auf eine Tafel geschrieben und mit einem Spotlicht angestrahlt (Foto: dpa)
Nach nur zweistündigen Beratungen kürte die Jury das Wort "betriebsratsverseucht" zum Unwort des JahresBild: picture alliance / dpa

Die Jury bezog sich damit auf einen Bericht des ARD-Fernsehmagazins "Monitor". Dort erzählte ein Angestellter einer Baumarktkette, dass Abteilungsleiter das Wort "betriebsratsverseucht" verwenden, um Mitarbeiter vor einem Wechsel des Arbeitsplatzes zu warnen und sie darauf hinzuweisen, dass die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen die Einstellung gefährde.

Die Jury begründet ihre Wahl mit den Worten: "Die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen stört zwar viele Unternehmen, sie als 'Seuche' zu bezeichnen, ist indes ein zumindest sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen."

2018 Vorschläge wurden eingereicht

Der Sprecher der Jury Horst Dieter Schlosser gibt das Unwort des Jahres 2009 bekannt (Foto: DW)
Horst Dieter SchlosserBild: Marco Scalla / DW

Auch dieses Jahr hatte die Jury wieder aus zahlreichen Vorschlägen eine Auswahl zu treffen. Es gab 2018 Zuschriften zum "Unwort des Jahres", darunter waren 982 verschiedene Wörter. Am häufigsten wurde mit 183 Einreichungen das Wort "Wachstumsbeschleunigungsgesetz" genannt, gefolgt von "Schweinegrippe" (79), "Schattenhaushalt" (69) und "Abwrackprämie" (68). Die Jury entschied aber nicht nach der Häufigkeit, sondern inwieweit durch einen sprachlichen Ausdruck eine besondere diskriminierende Wirkung erzielt werde.

Kritik an Bundeskanzlerin Merkel

Neben "betriebsratsverseucht" kritisierte die sechsköpfige Unwort-Jury unter ihrem Sprecher Horst Dieter Schlosser weiterhin die Unwörter "Flüchtlingsbekämpfung" sowie "intelligente Wirksysteme".

Kanzlerin Merkel hatte auf einem Bürgerforum die Abwehr von Flüchtlingen an den Grenzen Europas mit dem Wort "Flüchtlingsbekämpfung" belegt. Hierzu schreiben die Sprachkritiker: "Es ist zu hoffen, dass damit nicht tatsächlich militärische Aktionen gemeint sind. In jedem Fall ist die Gleichsetzung einer Menschengruppe mit einem negativen und deshalb zu bekämpfenden Sachverhalt ein dramatischer sprachlicher Fehlgriff." Der Begriff "intelligente Wirksysteme" schließlich sei eine verharmlosende Bezeichnung für eine "ausschließlich technologisch hochentwickelte Munitionsart". Diese Munition werde in einem Rüstungsbetrieb mit dem gleichfalls verschleiernden Firmennamen "Gesellschaft für intelligente Wirksysteme" produziert.

Keine Kontroversen

Zum 19. Mal wurde das "Unwort des Jahres" gewählt. Auch dieses Mal, so Horst Dieter Schlosser, habe es innerhalb der Jury keine kontroversen Debatten gegeben. Innerhalb von zwei Stunden habe man sich auf das Wort "betriebsratsverseucht" geeinigt. Jetzt ist die Jury auf Reaktionen der Öffentlichkeit gespannt, vor allem darauf, ob Bundeskanzlerin Merkel sich zu dieser Kritik äußern werde.

Autor: Mario Scalla

Redaktion: Conny Paul