1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

FBI ist Blatter auf den Fersen

3. Juni 2015

Die Korruptionsaffäre hat FIFA-Chef Blatter zu Fall gebracht. Er selbst sagt, es fehle der Rückhalt bei Fans, Spielern und Verbänden. Dass dies der wahre Grund für den Rückzug ist, kann aber bezweifelt werden.

https://p.dw.com/p/1FavA
Sepp Blatter mit Hand vor der Stirn (Foto: Reuters/A. Wiegmann)
Bild: Reuters/A. Wiegmann

So habe die US-Bundespolizei FBI auch gegen Joseph Blatter selbst ermittelt, berichten die "New York Times" und der US-Fernsehsender ABC unter Berufung auf Fahnder. Demzufolge versuchen die Behörden, verdächtige FIFA-Funktionäre zur Zusammenarbeit zu bewegen. Die Nachrichtenagentur Reuters meldet unter Bezug auf Insider, auch die US-Staatsanwaltschaft habe Blatter persönlich im Visier.

Der 79-Jährige hatte am Dienstag auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz seinen Rücktritt angekündigt und betont, Fans, Spieler und Verbände stünden nicht mehr geschlossen hinter ihm. Kurz zuvor war bekanntgeworden, dass einer seiner engsten Vertrauten für dubiose Millionenzahlungen der FIFA verantwortlich sein soll. Die Frage nach seinem Nachfolger ist indes offen. Ein neuer Präsident wird wohl frühestens am Jahresende gewählt.

Ein echter Paukenschlag

"Die FIFA braucht tiefgreifende Veränderungen", sagte Blatter bei seinem kurzen Auftritt in der Zentrale in Zürich, bei dem er keine Fragen zuließ. Die Rücktrittsankündigung war ein echter Paukenschlag, schließlich war Blatter erst am Freitag auf dem Jahreskongress der Organisation für eine fünfte Amtszeit wiedergewählt worden.

Die Wahl sei zwar vorüber, aber die Probleme bestünden weiter, erklärte Blatter. Sein Nachfolger werde auf einem Sondertreffen gewählt, das so schnell wie möglich stattfinden solle. Aus FIFA-Kreisen verlautete, die Konferenz könnte zwischen Dezember und März einberufen werden. Blatter kündigte an, sein Amt bis dahin auszuüben.

Noch am Freitag hatte er sich gegen seinen Herausforderer aus Jordanien, Prinz Ali bin al-Hussein, durchgesetzt. Vor allem Stimmen aus Lateinamerika, Asien und Afrika verhalfen ihm zu dem Erfolg. Dagegen verlor er im europäischen Verband UEFA immer mehr an Rückhalt.

Viel Lob für den Rücktritt

Dessen Präsident Michel Platini lobte denn auch den angekündigten Rücktritt: "Es war eine schwierige Entscheidung, eine mutige Entscheidung und die richtige Entscheidung." Auch wichtige Sponsoren wie Adidas oder Coca-Cola würdigten den Schritt. Zugleich forderten die Firmen weitere Reformen beim Fußballweltverband.

FIFA Kongress Sepp Blattter
Erst am Freitag war Blatter wiedergewählt worden - "Let´s go FIFA, Let´s go FIFA" hatte er gerufenBild: Reuters/A. Wiegmann

Bei den Korruptionsermittlungen in der Schweiz und den USA geht es um den Verdacht, dass bei der Vergabe von Wettkämpfen Schmiergeld geflossen sein könnte. Die Ermittler hatten deswegen in der vergangenen Woche mehrere hochrangige FIFA-Funktionäre in Zürich festnehmen lassen und den mächtigen Verband in eine tiefe Krise gestürzt.

Zuletzt kam die Affäre Blatter selbst immer näher. Einem Insider zufolge ist sein Generalsekretär Jerome Valcke im Visier der US-Fahnder. Demnach steht der Franzose in Verdacht, für dubiose Millionenzahlungen verantwortlich zu sein. Das Geld soll an den festgenommenen Fußball-Funktionär Jack Warner geflossen sein. Die FIFA hatte den Verdacht noch wenige Stunden vor Blatters Pressekonferenz zurückgewiesen.

"Die FIFA ist mein Leben gewesen"

Sicher ist: Bei der FIFA endet mit dem Rücktritt eine Ära. Der studierte Betriebswirt und frühere PR-Chef der Uhrenfirma Longines kam 1975 zu dem Verband, der die Weltmeisterschaften organisiert. 1998 wurde er Präsident. In seiner Amtszeit gelang es der FIFA, die Einnahmen aus Sponsorenverträgen und dem Verkauf von Fernsehrechten zu vervielfachen.

Bis zuletzt konnte Blatter auf Rückhalt in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern bauen, weil der Fußballweltverband dort viel Geld in die Förderung des Fußballs gesteckt hat. "Die FIFA ist mein Leben gewesen", sagte Blatter auf der Pressekonferenz. Sein Verband mit rund 200 Einzelverbänden und der Fußball in der Welt seien für ihn überhaupt das Wichtigste.

haz/sc (rtr, dpa, afp)