US-Firmen Standort D
4. September 2014Die alljährliche Mitgliederbefragung der amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany) hätte kaum besser ausfallen können: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Durchschnittsnote, die von den US-Unternehmen vergeben wurde, sogar von 2,6 auf 2,2 verbessert. "Das ist ein erfreuliches Ergebnis, aber auch ein klarer Arbeitsauftrag", sagte AmCham-Germany-Geschäftsführer Andreas Povel. Deutschland dürfe sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. An der Umfrage nahmen 49 Mitgliedsfirmen der amerikanischen Handelskammer teil, die die Interessen von US-Firmen in Deutschland vertritt. Allein die größten 30 US-Firmen in Deutschland stehen für rund 350.000 Arbeitsplätze.
Rund 61 Prozent der amerikanischen Unternehmen sehen es als wichtigste Aufgabe an, dass in Deutschland durch die Förderung von Forschung die Bedingungen für Neuentwicklungen verbessert werden. 57 Prozent fordern, durch Investitionen in Bildung dafür zu sorgen, dass auch künftig ausreichend ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen. Drittwichtigstes Thema für die US-Firmen ist laut der Umfrage die Energiewende: Rund die Hälfte der US-Gesellschaften wollen eine Politik, die eine umweltfreundliche und verlässliche Energiegewinnung zu bezahlbaren Preisen gewährleistet.
TTIP-Abkommen im Blickpunkt
"Deutschland gehört weltweit zu den Top-Standorten, weil es immer wachsam geblieben ist für zukünftige Entwicklungen. Hierzu zählt eindeutig das TTIP-Abkommen", sagte Bernhard Mattes, Präsident von AmCham Germany und Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke. 80 Prozent der US-Firmen sind demnach davon überzeugt, dass Deutschland von dem geplanten und hierzulande umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA profitieren würde.
Auf die Frage, wie viel denn sein Unternehmen durch ein Freihandelsabkommen sparen könnte, sagte der Ford-Manager Im Gespräch mit der DW, dies in einer Ziffer auszudrücken sei schwierig. "Aber wir würden natürlich Zölle einsparen, die wir für Importe, aber auch für Exporte aufwenden müssen." Viele Produktbestandteile bräuchte man nur einmal entwickeln, wenn sie auf beiden Seiten des Atlantiks gleichermaßen anerkannt, geprüft und zugelassen würden. "Damit würden wir erheblichen Anteile an Entwicklungskosten sparen und natürlich die Vielfalt und Komplexität unserer Produkte reduzieren", so Mattes.
Streitpunkte entschärfen
Der Präsident von AmCham Germany rechnet für den größten Handelsraum weltweit, der durch das Abkommen entstehen würde insgesamt mit erheblichen Effekten. So könnten die Bruttoinlandsprodukte dies- und jenseits des Atlantiks jeweils um dreistellige Milliardenbeträge steigen und bis zu 400.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Streitpunkte im Zusammenhang mit dem Abkommen, wie unterschiedliche Gesundheits- und Verbraucherstandards, müssten laut Mattes entschärft werden. Es sei wichtig, "dass unsere Verbraucherschutz-Mechanismen sowie Regelungen und Gesetze durch TTIP nicht verändert werden". Außerdem würde eine Kennzeichnungspflicht, wie sie hierzulande bereits heute gilt, weiter helfen und dem Verbraucher transparent machen, was er kaufe und was er dann zu Hause auf dem Tisch habe.