US-Luftwaffe schickt eigene Raumfähre ins All
23. April 2010Der Start des "Space Plane" am Donnerstagabend (22.04.2010, Ortszeit) in Cape Canaveral verlief planmäßig. Vom militärischen Teil des Weltraumbahnhofs in Florida starte eine Atlas-Trägerrakete, an seiner Spitze das "Space Plane", das erste Weltraumflugzeug der US Air Force.
Schon jetzt sorgt X-37B, so der offizielle Name, für Gerüchte und Mutmaßungen, denn das Militär gibt nur spärlich Auskunft. Bis zum Start blieb das Space Plane sorgfältig verhüllt und wurde erst vor dem Start richtig sichtbar. Es gleicht einem Spaceshuttle, ist mit knapp neun Metern aber viermal kürzer. Das unbemannte Raumschiff hat zwei gestutzte Flügel, eine Ladebucht und wiegt knapp fünf Tonnen.
Pentagon "weiß nicht, wann das Raumschiff zurückkommt"
Der Jungfernflug des Space Plane ist vor allem ein Test. Es soll unter anderem die Ladebucht öffnen und die Sonnensegel entfalten. Zuvor sollen die Navigations- und Flugleitsysteme geprüft werden.
Wie lange es die Erde umkreist, teilte die US-Luftwaffe nicht mit. "Ehrlich gesagt, wir wissen nicht genau, wann es zurückkommt", sagte der stellvertretende Luftwaffen-Staatssekretär Gary Payton. Technisch möglich ist ein Aufenthalt im All von bis zu neun Monaten.
Schon nach Tagen wieder einsatzbereit
Nach der Landung auf einer Luftwaffen-Basis in Kalifornien soll das Space Plane schon nach 10 bis 15 Tagen wieder einsatzbereit sein. "Wenn wir den Vogel zurückhaben, sehen wir, wie lange es dauert, bis er wieder fliegen kann", sagte Payton. Tausende Techniker benötigen bis zu vier Monate, um ein Spaceshuttle der NASA auf den nächsten Flug vorbereiten.
Planung und Bau der Luftwaffen-Raumfähre haben über zehn Jahre gedauert. Nun ist beim Hersteller Boeing gleich ein zweites X-37B bestellt worden.
Gespräche belauschen und Satelliten einfangen
Während sich das Militär in Schweigen hüllt, streiten Experten über die künftigen Aufgaben des Space Plane. So könnte es langfristige Spionageaktionen übernehmen, Handy-Gespräche und Radio-Kontakte belauschen, kleine Satelliten aussetzen oder wieder einfangen und Mini-Meteoriten sowie Weltraummüll beobachten. Und klappt es mit der raschen Wiederverwendung, dann läge schon darin ein unschätzbarer militärischer Wert: In Krisenfällen wäre die Raumfähre im Nu unterwegs.
Autor: Julian Mertens (dpa, afp, rtr)
Redaktion: Dirk Eckert