US-Maler Jasper Johns wird 90
Amerikanische Landkarten und Flaggen. In seinen plakativen Werken holte Jasper Johns alltägliche Motive auf die Leinwand. Er war der erste Künstler der Pop Art und nun ist er fast der letzte.
Klare Botschaften
Die Flagge war 1954 sein erstes erfolgreiches Bild - und Johns malte dieses Motiv immer wieder. Mit "Flag", der US-Flagge mit der Abbildung des Sternenbanners, wurde der Künstler zum Wegbereiter der Pop Art. Ihm ging es nicht um Patriotismus, sondern um künstlerische Fragen der Kunst: Was genau ist ein Bild? Kann es die gleichen Werte wie der abgebildete Gegenstand selbst einnehmen?
Was ist Wirklichkeit?
"Nimm einen Gegenstand. Mach etwas damit. Mach etwas anderes damit." Nach dem Sternenbanner reproduzierte Jasper Johns auch Alltagsgegenstände zu Skulpturen: Glühbirnen, Taschenlampen oder, wie hier im Bild, eine zum Pinselhalter umfunktionierte Kaffeebüchse (1960). Eine radikale Antwort auf die damals vorherrschende Malerei des abstrakten Expressionismus.
Im Visier
Die Zielscheibe ist ein weiteres Motiv, das Johns für sich entdeckte. Anders als die vorherigen gegenständlichen Motive, sind seine "Targets", wie die Gemälde im Amerikanischen heißen, abstrakter dargestellt. Meist springen die intensiven Farben dem Betrachter schon aus der Ferne ins Auge. Andere sind eher monochrom gehalten und nur aus der Nähe als Zielscheibe erkennbar.
Malen von Zahlen
Jasper Johns malte Zahlen auf eine Leinwand. So etwas hatte es vor der Pop Art noch nicht gegeben. Gerade indem er etwas ganz Einfaches darstellte - gegenständlich und abstrakt zugleich -, schlug er einen neuen Weg in der Malerei ein. Und brachte Verwirrung in überkommene Ordnungssysteme.
Moderne Kunst mit alten Techniken
Jasper Johns wirbelte die Kunstwelt auf und begründete eine neue Epoche. Er arbeitete mit einer uralten Maltechnik, der Enkaustik. Sie stammt aus der Antike und basiert auf heißem Wachs. Durch das verfließende, aber schnell trocknende Wachs entstehen Oberflächen, die sich in den Raum erheben.
Inspirierender Freundeskreis
Gleich während seiner Anfangszeit in New York trifft Jasper Johns in den 1950er Jahren die richtigen Leute: den Künstler Robert Rauschenberg, die Performancekünstlerin Rachel Rosenthal, den Musiker John Cage und den Tänzer Merce Cunningham. Die Freunde inspirieren sich gegenseitig, Jasper Johns entwirft unter anderem für die Cunningham Company (s. Bild) mehrfach Kostüme, Bühnenbilder und Plakate.
Mit Konsumkritik zum Erfolg
Johns wurde am 15. Mai 1930 in Augusta, Georgia, geboren. Er studierte an der Universität von South Carolina und wechselte 1949 an eine kommerzielle Kunstschule in New York. Danach diente er in der Armee. Ende der 1950er Jahre entdeckte ihn der legendäre New Yorker Galerist Leo Castelli, mit dem Johns lange zusammenarbeitete.