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US-Mission im Irak droht zu scheitern

Daniel Scheschkewitz, Washington DC31. Oktober 2003

Angesichts dauernder Attentate im Irak stellt sich die Frage, wie die USA das Land noch stabilisieren können. Innenpolitisch gerät US-Präsident Bush unter Druck. Viele Möglichkeiten hat er nicht mehr.

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Die Menschen im Irak warten auf Frieden und StabilitätBild: AP

Allein vierzig Tote und über 200 Verletzte haben die jüngsten Anschläge im Irak gefordert. Am Donnerstag (30.10.2003) starben wiederum zwei Iraker bei einem Anschlag in Bagdad. Neben zahlreichen Zivilisten kamen zuletzt auch zwei US-Soldaten durch Übergriffe ums Leben. Angesichts der wachsenden Probleme beim Wiederaufbau fällt es Präsident George W. Bush immer schwerer, die US-Bürger vom Erfolg der Mission zu überzeugen. Und auch unter Verteidigungsexperten macht sich Ratlosigkeit breit, wie man die Sicherheitslage im Irak verbessern könnte.

Unbeirrt von der jüngsten Anschlagsserie Ende Oktober 2003 im Irak und trotz der Tatsache, dass inzwischen mehr amerikanische Soldaten nach dem Ende der Kampfhandlungen getötet wurden als während des zweimonatigen Krieges, will Präsident Bush Kurs halten. Doch immer weniger Amerikaner sind bereit, Bushs gebetsmühlenartig vorgetragenen Erfolgsmeldungen Glauben zu schenken. Nach einer jetzt veröffentlichten Meinungsumfrage des US-Nachrichtensenders CNN sind nur noch 52 Prozent der US-Bürger der Meinung, der Krieg im Irak habe sich gelohnt. Das sind fast zwanzig Prozent weniger als noch vor einem halben Jahr, unmittelbar nach Ende der Kampfhandlungen.

Schreckliche Bilanz

Angesichts der vielen Anschlagsopfer im Irak kann kaum noch von Fortschritten beim Wiederaufbau des Landes gesprochen werden, so wie es George Bush unablässig tut. Immer frappierender tritt außerdem zu Tage, wie unvorbereitet die Amerikaner für die schwierige Nachkriegssituation im Irak waren. Jetzt ist guter Rat teuer, zumal sich die internationale Staatengemeinschaft, wie bei der Irak-Geberkonferenz in Madrid Ende Oktober 2003 zu beobachten war, verständlicherweise nur sehr begrenzt zur finanziellen Beteiligung beim Wiederaufbau des Irak entschließen kann.

Aber gibt es eine Alternative zur amerikanischen Besatzung des Irak? Derzeit wohl kaum. Weder die Vereinten Nationen (UN) noch die arabischen Nachbarländer sind willens oder in der Lage, die Sicherheit im Irak zu garantieren und die finanziellen Bürden des Wiederaufbaus an Stelle der Amerikaner zu stemmen. Doch Bush muss sich darüber im Klaren sein, dass es nicht hilft, die Situation ständig schön zu reden. Er hat es zu verantworten, dass unmittelbar nach dem Kriegsende versäumt wurde, die Mithilfe der UN und anderer Staaten mit regionaler Expertise zur Stabilisierung des Landes zu sichern. Anstatt klug und kompromissbereit Macht und Verantwortung zu teilen, glaubte man, alles am besten allein bewerkstelligen zu können. Für eine Kurskorrektur dürfte es inzwischen jedoch fast zu spät sein.

Souveränität an das Volk zurückgeben

Die verbliebenen Optionen der Amerikaner sind begrenzt. Natürlich muss in den Wiederaufbau des Landes investiert werden und zwar massiv, anders lassen sich die Herzen der Menschen im Irak nicht gewinnen. Strategisch müssen die USA begreifen, dass die Friedensicherung nur gelingen kann, wenn sie mit den Irakern selbst stärker kooperieren, Hilfe zur Selbsthilfe leisten und die Souveränität dabei so schnell wie möglich an das Volk und seine noch zu wählenden Repräsentanten zurückgeben.

Eine westliche Demokratie nach amerikanischem Vorbild lässt sich in dieser Region nicht aufzwingen. Das gilt auch für den Umgang mit den islamischen Kräften des Landes. Solange führende amerikanische Generäle, wie jüngst geschehen, den Krieg gegen den Islam öffentlich predigen, wird Amerika im Irak weiterhin als Besatzer und Feind angesehen werden. Und der Erfolg der Mission "Befreiung des Irak" wird ein amerikanischer Traum bleiben.