Fed senkt Leitzins
18. März 2008Unter dem Eindruck der anhaltenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten hat die US-Notenbank (Fed) den Leitzins kräftig um einen dreiviertel Prozentpunkt gesenkt. Der neue Satz liegt bei 2,25 Prozent, wie die Fed am Dienstag (18.3.07) nach einer Sitzung in Washington mitteilte. Mit dem neuerlichen Zinsschnitt sollten die Liquidität der Märkte sichergestellt und die Risiken für die Wirtschaft abgefedert werden, teilten die Notenbanker in einer Erklärung mit. Sie räumten darin ein, dass die Gefahr eines Abschwungs fortbestehe und behielten sich weitere Schritte vor.
Die Wall Street reagierte enttäuscht auf die Entscheidung. Offenbar hatten sich die Anleger am Aktienmarkt eine größere Senkung erhofft. Der Dow-Jones-Index der 30 wichtigsten Industriewerte fiel in den zwei Minuten nach Bekanntgabe der Leitzinssenkung um 100 Punkte. An den Finanzmärkten war eine Senkung um bis zu 100 Basispunkte, also einem Prozentpunkt, als Reaktion auf die jüngste Zuspitzung der Finanzmarktkrise und eine drohende Rezession erwartet worden.
Fed-Verhalten wird gewürdigt
Bereits am Wochenende hatten die Notenbanker um Fed-Chef Ben Bernanke in einer Dringlichkeitssitzung den Diskontsatz gesenkt, zu dem sich Banken über Nacht bei der Fed Geld besorgen können. "Die Wahrnehmung darüber, wie sich die Fed engagiert und wie erfolgreich sie dabei sein wird, hat sich positiv verändert", sagte Subodh Kumar von Subodh Kumar & Associates.
Im August 2007 hatte der Leitzins in den Vereinigten Staaten noch 5,25 Prozent betragen. Seitdem hat die Federal Reserve die Zinsen aggressiv gesenkt, um dem angeschlagenen Bankensystem und der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Zinssenkungen gelten als konjunkturfördernd, weil sie die Geldbeschaffung billiger machen. US-Präsident George W. Bush kündigte an, die Regierung werde nötigenfalls weitere Maßnahmen ergreifen, um der lahmenden Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen.
Überraschend starke Börse
Vor der erwarteten Zinssenkung der US-Notenbank hatten die US-Börsen am Dienstag deutliche Gewinne verbucht. Auch überraschend starke Quartalszahlen der US-Banken Goldman Sachs und Lehman Brothers gaben der Wall Street Auftrieb.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte bis zum Mittag 2,4 Prozent zu auf 12.258 Punkte. Der Technologie-Index Nasdaq stieg 2,6 Prozent auf 2233 Stellen. Zuvor hatte in Deutschland der Dax 3,4 Prozent im Plus auf 6393 Zählern geschlossen. Aktien von Goldman kletterten um mehr als 13 Prozent. Das Geldhaus hatte vor Börsenbeginn zwar einen Gewinnrückgang für das erste Quartal bekannt gegeben, aber die Schätzungen der Analysten übertroffen. Ähnlich war die Entwicklung beim Konkurrenten Lehman, dessen Papiere um ein Drittel nach oben schossen. Von den Zahlen konnten auch andere Finanztitel profitieren: Aktien der Citigroup verteuerten sich um 8,5 Prozent.
Gerüchte über neuen Bieter für Bear Stearns
Nach den dramatischen Verlusten vom Montag ließen Gerüchte über einen neuen Bieter für Bear Stearns die Aktien der angeschlagenen US-Investmentbank in die Höhe schießen. Die Papiere verteuerten sich um knapp 47 Prozent. Auch die Papiere von Fannie Mae und Freddie Mac legten um bis zu 20 Prozent zu, da die Regulierer den Hypothekenfinanzierern informierten Kreisen zufolge einen größeren finanziellen Spielraum ermöglichen wollen.
Zu den Gewinnern zählten mit einem Aufschlag von sechs Prozent auch Yahoo-Titel, nachdem der Internetkonzern Details seines auf drei Jahre angelegten Finanzplans bekanntgemacht hatte. Das Unternehmen bekräftigte darüber hinaus seine Prognose für das erste Quartal und das Gesamtjahr. (tos)