Harper Lee ist tot
19. Februar 2016
Die Stadtverwaltung von Monroeville in Alabama hat am Freitag (19.02.2016) den Tod ihrer wohl berühmtesten Bürgerin, der Autorin Harper Lee, bestätigt. Ihr in Teilen biographischer Roman "Wer die Nachtigall stört", für den sie 1961 mit dem Pulitzerpreis geehrt wurde, handelt vom Rassismus in den US-Südstaaten während der 1930er Jahre. Das Buch wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt und verkaufte sich weltweit gut 40 Millionen Mal.
"Wer die Nachtigall stört" zählt zu den bekanntesten und einflussreichsten Roman der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Britische Bibliothekare setzten den Roman auf Platz 1 der "Bücher, die jeder Erwachsene vor seinem Tod gelesen haben sollte". Die Verfilmung wurde gleich achtmal für den Oscar nominiert. Das Buch wurde mit Gregory Peck in der Hauptrolle verfilmt und mit drei Oscars prämiert.
Nach ihrem Welterfolg veröffentlicht Harper Lee nur noch einige Aufsätze, aber nie wieder einen Roman. Allerdings begleitete sie Truman Capote, ihren Freund aus Kindertagen, als Assistentin bei dessen Recherchen zum Tatsachen-Roman "Kaltblütig" nach Kansas. .Interviews verweigerte die Schriftstellerin, die als scheu und verschlossen galt.
Nachfolgewerk ist eigentlich der Vorgängerband
Im Juli 2015 erschien dann doch noch ein weiterer Roman von Harper Lee: "Go Set a Watchman" (Gehe hin, stelle einen Wächter). Das Werk war allerdings nicht neu geschrieben, sondern die erste Fassung für "Wer die Nachtigall stört". Eine Freundin hatte das lange verschollene Manuskript in einem Schließfach wiedergefunden und konnte die Autorin davon überzeugen, den Text zu veröffentlichen. Andere Freunde und Bekannte jedoch bezweifelten öffentlich, dass Harper Lee die Veröffentlichung tatsächlich zugestimmt habe: Sie mutmaßten, dass die zuletzt schwerhörige und blinde Lee manipuliert worden sein könnte, um ihre Zustimmung zur Veröffentlichung des Buches zu erhalten.
"Gehe hin, stelle einen Wächter" wurde, wie schon der Vorgänger, ein Bestseller, allerdings waren viele Fans geschockt, weil die Hauptfigur aus "Wer die Nachtigall stört", der Rechtsanwalt Atticus, hier auf einmal ein Rassist war.
Die Autorin Harper Lee lebte zuletzt zurückgezogen und in schlechter gesundheitlicher Verfassung in einem Pflegeheim in ihrer Heimatstadt Monroeville.
rey/suc (AFP, dpa, Reuters, DW)