US-Studentin Amanda Knox freigesprochen
4. Oktober 2011Amanda Knox ist auf freiem Fuß. Am späten Montagabend verließ die US-Studentin das Gefängnis in der Nähe von Perugia, in dem sie fast vier Jahre eingesessen hatte. Zuvor hatte ein Berufungsgericht die von den Medien als "Engel mit den Eisaugen" bezeichnete 24-Jährige vom Vorwurf des Mordes und der sexuellen Nötigung freigesprochen, wofür sie für 26 Jahre ins Gefängnis hätte gehen sollen.
In erster Instanz verurteilt
Auch ihr Ex-Freund Raffaele Sollecito, der für die Tat in erster Instanz zu 25 Jahren Haft verurteilt worden war, wurde freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte den beiden vorgeworfen, die britische Studentin Meredith Kercher ermordet zu haben. Die 21-Jährige, die mit Knox zusammen wohnte, war Anfang November 2007 tot aufgefunden worden - mit durchgeschnittener Kehle und von 43 Messerstichen durchlöchert.
In erster Instanz hielt es ein Gericht für erwiesen, dass Knox und Sollecito die Tat begangen haben. Beide hätten die Britin bei Sexspielen unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol getötet. Knox und Sollecito hatten dagegen immer wieder ihre Unschuld beteuert, zuletzt am Montag vor Gericht: "Ich habe niemanden umgebracht, vergewaltigt oder bestohlen", sagte Knox. "Ich war überhaupt nicht da."
Zweifel an DNA-Spuren
In der Berufung äußerten unabhängige Experten Zweifel an den Beweisen gegen Knox und Sollecito. Vor allem bei der Sicherung der DNA-Spuren seien Fehler gemacht worden. So seien zum Beispiel am mutmaßlichen Mordmesser mehrere genetische Profile zu erkennen. Nun müsse die Suche nach den Schuldigen von neuem beginnen, kommentierten die italienischen Medien.
Amanda Knox brach im Gerichtsaal in Tränen aus, als das Gericht den Freispruch verkündete. Ihre aus Seattle angereisten Eltern umarmten die Verteidiger. "Sie hat vier Jahre lang für ein Verbrechen gelitten, das sie nicht begangen hat", sagte ihre Schwester. Entsetzt zeigte sich dagegen die Familie der ermordeten Meredith Kercher. Auch außerhalb des Gerichtsgebäudes protestierten viele.
Autor: Dirk Eckert (afp, dapd, dpa)
Redaktion: Marko Langer