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Politik

US-Taliban-Gespräche bringen Kabul in Bedrängnis

Masood Saifullah
31. Juli 2018

Friedensverhandlungen mit oder ohne Kabul? Das ist die spannende Frage nach ersten Direktgesprächen zwischen den USA und den Taliban in Katar. Der Streitpunkt: der Zeitpunkt des Abzugs ausländischer Truppen.

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Afghanistan - Taliban Kämpfer
Bild: Getty Images/AFP/N. Shirzada

Ein ungewöhnliches Treffen sorgt weltweit für Schlagzeile: Eine US-Delegation unter der Leitung der Südasien-Gesandten Alice Wells hat Vertreter der afghanischen Taliban in Katar getroffen. Mit der radikalislamischen Organisation wollen die USA offenbar über einen möglichen Friedensprozess verhandeln.

"Ein positives Signal", berichtete ein Mitglied der Taliban, das an dem Gespräch teilgenommen hatte. Die Atmosphäre sei sehr freundlich gewesen, allerdings handele es sich noch nicht um Friedensgespräche. Es gehe lediglich darum, den Weg für künftige Direktgespräche mit Washington zu ebnen.

Kabuls Initiative für Verhandlungen bisher erfolglos

In der Vergangenheit bemühte sich auch die Regierung von Afghanistan um Direktgespräche mit den Taliban, allerdings erfolglos. Der afghanische Präsident Ashraf Ghani ging sehr weit, um die Taliban an den Verhandlungstisch zu holen. Er bot an, die Taliban als politische Partei anzuerkennen und die Verfassung entsprechend zu ändern.

Das Gegenangebot der Taliban: Eine dreitägige Feuerpause während des Fastenbrechens im Juni, eines der wichtigsten islamischen Feste. Der Aufruf aus Kabul, die Feuerpause zu verlängern, wurde aber ignoriert. Die militante Gruppe besteht auf Verhandlungen mit den USA auf Augenhöhe.

Paksitan - US-Delegierte Alice Wells trifft Qamar Javed Bajwa
(Archiv) Anfang Juli sprach die US-Spitzendiplomatin Alice Wells (l.) mit Pakistans Armeechef Qamar Javed Bajwa darüber, wie eine Friedenslösung für Afghanistan aussehen könnteBild: picture alliance/AP Photo/alice wells

Wer hat die Federführung?

"Wir haben Kenntnis von dem Treffen", sagte Regierungssprecher Ihsanullah Tahiri in Kabul. Aber das Ziel sei nicht, direkte Verhandlungen zwischen den USA und Taliban aufzunehmen. "Unsere amerikanischen Alliierten helfen dabei, den Prozess in Gang zu setzen. Eine Friedensverhandlung kann aber nur von der afghanischen Regierung geführt werden."

Das ist bisher immer auch die Position der USA gewesen. Der Friedensprozess müsse von den Afghanen selbst organisiert werden. Aber "in den vergangenen Wochen waren viele US-Vertreter in Kabul und trafen mit Vertretern der Taliban zusammen", berichtet Wahid Muzhdah im Interview mit der Deutschen Welle.

Mit oder ohne Kabul?

Wahid war früher Mitglied der Taliban und ist heute ein unabhängiger Militärbeobachter in Kabul. "Ich durften an einigen Gesprächen teilnehmen. Es wurde uns berichtet, die USA seien bereit, mit den Taliban direkt zu verhandeln, ohne Beteiligung der Kabuler Regierung."

Das wäre ein schwerer Schlag für die Reputation der Regierung, glauben die Experten. "Die USA würden so die Glaubwürdigkeit der amtierenden Regierung gefährden, für Frieden in Afghanistan zu sorgen", sagt Sadiq Patman, ein ehemaliger Berater vom Präsident Ghani, im DW-Interview.

In den vergangenen Monaten wurde Afghanistan immer wieder von blutigen Anschlägen heimgesucht. Hunderte von Zivilisten kamen dabei ums Leben. Die sich dramatisch verschlechternde Sicherheitslage hat ohnehin die Frage aufgeworfen, ob die Regierung noch in der Lage, öffentliche Ordnung wieder herzustellen.

Mohammad Ashraf Ghani PK
Afghanistans Präsident GhaniBild: Getty Images/N. Shirzada

US-Kurswechsel

Das Treffen in Katar markiert möglicherweise eine Kehrtwende der US-Politik gegenüber Afghanistan. Das Weiße Haus habe feststellen müssen, dass die Strategie von Präsident Trump noch keinen Erfolg gebracht hat, den er twittern könne, vermutet Ex-Taliban Wahid. 

Nach seiner Amtseinführung hatte Trump die Präsenz der US-Truppe in Afghanistan ausgebaut, um die Taliban zu Gesprächen zu zwingen. Das Ergebnis ist aber das Gegenteil von dem, was sich die USA erhofft hatten. Die Taliban konnte ihre Kontrolle in Afghanistan immer weiter ausbauen.

Forderung an Völkergemeinschaft

"Die USA wollen etwas Substanzielles in Afghanistan erreichen", sagte Wahid weiter, "die Diplomaten befürchten, dass der unberechenbare Präsident zu dramatischen Mitteln greift, falls die Friedensinitiative scheitern sollte."

Die erste Bedingung, die die Taliban für die Friedensgespräche stellen, lautet: Rückzug aller ausländischer Truppen. Inzwischen sieht es aber danach aus, dass sie von dieser Forderung Abstand nehmen. "Die Völkergemeinschaft soll nun die Garantie abgeben, dass sämtliche US-Truppen abgezogen werden, sobald ein Friedensvertrag geschlossen wurde", so Militärbeobachter Wahid.