Haft für US-Angestellten in Türkei verurteilt
5. Oktober 2017Seit Wochenbeginn waren in der Türkei nach offiziellen Angaben insgesamt 291 Personen festgenommen worden, alle wegen des Verdachts der Verbindung zur Gülen-Bewegung. Betroffen von den Razzien war auch ein Angestellter des amerikanischen Konsulats in Istanbul, der am Mittwoch in Untersuchungshaft genommen wurde. Die Polizei hatte zudem Dutzende frühere Behördenmitarbeiter und Lehrer abgeführt.
Die US-Regierung zeigte sich "zutiefst beunruhigt" über die Verhaftung ihres Angestellten. Die Vorwürfe gegen ihren Mitarbeiter entbehrten "jeglicher Grundlage", erklärte die US-Botschaft in Ankara. Der Beschuldigte solle anscheinend "in den Medien statt in einem Gerichtssaal" verurteilt werden. Die US-Vertretung warnte den NATO-Partner vor einer Verschlechterung der türkisch-amerikanischen Beziehungen. "Grundlose, anonyme Behauptungen gegen unsere Angestellten untergraben und entwerten diese langjährige Partnerschaft", hieß es.
Gerüchte um angebliche Verschwörung
Der Verdächtige ist türkischer Staatsbürger. Laut amtlicher Nachrichtenagentur Anadolu soll er in Kontakt zu einem früheren Staatsanwalt und zu vier Polizeichefs gestanden haben, die wohl eine zentrale Rolle in Korruptionsermittlungen spielten. Dem Türken werden Spionage, Unterstützung von Umsturzplänen sowie Mitgliedschaft in der Bewegung des im US-Exil residierenden islamischen Predigers Fethullah Gülen vorgeworfen. Gülen wird für den Putschversuch gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan vom 15. Juli 2016 verantwortlich gemacht. Die Türkei fordert seine Auslieferung.
Nach Angaben des Ministerpräsidenten Binali Yildirim sitzen etwa 54.400 Menschen im Zusammenhang mit dem Putschversuch in Untersuchungshaft. 150.000 Personen verloren ihre Beschäftigung in staatlichen oder privaten Unternehmen.
SC/jj (APE, dpae, afpe, rtre)