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Empörung wegen Holocaust-Äußerung

22. Oktober 2015

Israels Regierungschef Netanjahu hat mit seiner umstrittenen Äußerung zum Holocaust weltweit für Empörung gesorgt. Jetzt widerspricht auch sein wichtigster Verbündeter - zwar diplomatisch, aber doch deutlich.

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US-Außenminister Kerry und Israels Premierminister Netanjahu bei einem Treffen am 2.10.15
US-Außenminister Kerry und Israels Premierminister Netanjahu bei einem Treffen Anfang Oktober in New YorkBild: Reuters

Es entspreche "nicht den wissenschaftlichen Erkenntnissen", dass die Nazis unter Adolf Hitler die Juden während des Dritten Reiches aus Deutschland nur "ausweisen" wollten und erst durch Intervention des damaligen Großmuftis von Jerusalem dazu übergegangen seien, sie millionenfach umzubringen. Das sagte US-Außenamtssprecher John Kirby in Washington. Man habe Presseberichte über Netanjahus Äußerungen gelesen und sei überzeugt, dass die historische Forschung diese Sicht des Holocaust nicht stütze.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hatte am am Dienstag auf dem Zionistischen Weltkongress den Standpunkt vertreten, erst der muslimische Geistliche Hadsch Amin al-Husseini habe Hitler zum Massenmord an den Juden gebracht.

Treffen in angespannter Atmosphäre

Die umstrittenen Äußerungen Netanjahus überschatten das bevorstehende Treffen mit US-Außenminister John Kerry in Berlin. Kerrys Sprecher Kirby sagte, man hoffe auf "ein gewisses Maß an Übereinkunft", das die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern verringern könne. Beide Seiten müssten aufhören, durch Worte und Taten die Gewalt immer wieder anzufachen.

In Berlin will der US-Außenminister auch mit seinem deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier und mit der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini zusammenkommen. Am Wochenende ist dann in Jordanien ein Treffen mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dem jordanischen König Abdullah geplant.

Eine der Hauptaufgaben für Israelis und Palästinenser sei es, so Kerry, ihre Positionen in Bezug auf den Status des Jerusalemer Tempelbergs zu klären, wo es in jüngster Zeit immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen ist. Dort steht mit der Al-Aksa-Moschee die drittheiligste Stätte des Islam, doch auch für die Juden ist es ein heiliger Ort, weil dort zwei biblische Tempel gestanden haben sollen. Derzeit ist es Juden durch eine "Status-quo-Vereinbarung" erlaubt, dorthin zu gehen, beten dürfen sie dort jedoch nicht.

Ban "nicht optimistisch"

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der ebenfalls mit Abbas und Netanjahu Gespräche führte, soll nach Angaben von Diplomaten nur wenig Hoffnung auf eine Entspannung im Nahen Osten haben. Per Videoschaltung habe er bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates von seiner Mission berichtet und gesagt, er sei "nicht optimistisch".

Israel und die Palästinensergebiete werden seit Anfang Oktober von neuer Gewalt erschüttert. Seit Monatsbeginn wurden mehr als 45 Palästinenser und acht Israelis getötet.

mak/qu (dpa, rtr)