Waffen-Test
14. Oktober 2006Bei ersten Analysen von Luftproben sei radioaktiver Abfall aufgespürt worden. Dies im Einklang mit einem nordkoreanischen Nukleartest, zitierte der US-Sender CNN am Freitagabend (Ortszeit, 13.10.2006) die Behörde des Nationalen Geheimdienstdirektors, John Negroponte.
Die Proben seien am Mittwoch gesammelt worden und stützten Angaben Nordkoreas über den Test am vergangenen Montag. Weiter hieß es, zusätzliche Analysen seien im Gange und in ein paar Tagen abgeschlossen.
Keine offizielle Erklärung
Ein Sprecher der Behörde stellte unterdessen klar, dass es sich um keine offizielle Erklärung handele, sondern um einen Entwurf zur internen Information von Kongressmitgliedern, der nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen sei. Eine offizielle Verlautbarung sei nicht geplant, da es sich erst um vorläufige Analysen handele, sagte Sprecher Chad Kolton in der Nacht zum Samstag.
Stunden vorher hatten US-Medien unter Berufung auf Regierungsbeamte mit Geheimdienstzugang gemeldet, dass die USA nach einer ersten Auswertung von Luftproben über Nordkorea keine Bestätigung für einen Atomtest sähen. Diese Proben zeigten keinen Hinweis auf Radioaktivität. Den Berichten zufolge hatte ein Spezialflugzeug der US-Luftwaffe am Dienstag die Proben eingesammelt.
Test möglicherweise fehlgeschlagen
Nach Geheimdienstinformationen und geologischen Messungen war die Sprengkraft bei dem Test so gering gewesen, dass Zweifel an den nordkoreanischen Angaben über einen nuklearen Versuch aufgetaucht waren. So wurde es für möglich gehalten, dass es sich lediglich um die Zündung eines konventionellen Sprengsatzes handelte. Nach Experteneinschätzungen könnte die Entdeckung von Radioaktivität in der Luft bedeuten, dass Nordkorea zwar einen Atomtest unternommen hat, er aber praktisch fehlschlug. Um einen vorgetäuschten Test handele es sich aber nicht, hieß es aus Washington: "Wir denken, dass es ein nukleares Zischen war - ein gescheiterter Versuch."
UN-Resolution vor Verabschiedung
Unterdessen hoffen die USA trotz der neuen Einwände Russlands und Chinas gegen den Resolutionsentwurf zum nordkoreanischen Atomprogramm noch am Samstag auf eine Entscheidung. Die große Mehrheit der Mitgliedsländer wolle so schnell wie möglich eine Entschließung erreichen, sagte der UN-Botschafter der USA, John Bolton, am Freitagabend vor Journalisten.
Russland und China fordern Änderungen
Bolton sagte, die russische und chinesische Delegation hätten aufgrund neuer Anweisungen ihrer Regierungen Änderungen an dem Entwurf gefordert. Gesandte der fünf Veto-Mächte - Großbritannien, China, Frankreich, Russland und der USA - sollten nun am Samstagmorgen (Ortszeit) zu weiteren Gesprächen zusammentreffen. Er gehe davon aus, dass vor der Abstimmung nur noch kosmetische Änderungen an dem Entwurf nötig seien. Der vor allem von den USA gestützte Resolutionsentwurf sieht unter Berufung auf den Artikel 41 von Kapitel VII der UN-Charta weitreichende wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen gegen Nordkorea vor. Die Anwendung militärischer Gewalt wird mit Rücksicht auf China - den engsten Verbündeten Pjöngjangs - jedoch ausgeschlossen.
Ban hofft auf klare Resolution
Der neue Generalsekretär Ban sagte nach seiner Wahl am Freitag, er hoffe auf eine klare und entschlossene Resolution des Sicherheitsrats. Der Atomtest sei ein brutaler Hinweis darauf, welche Herausfordungen der internationalen Gemeinschaft bevorstünden. Die Weltgemeinschaft müsse an Nordkorea eine entschlossene und einheitliche Botschaft senden, zugleich aber Raum für den Dialog lassen. Der südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun sagte, er hoffe, dass Ban als Generalsekretär zur Lösung des Konflikts beitragen werde. Der südkoreanische Diplomat tritt sein Amt zum Jahreswechsel an.
Nordkorea hatte am Montag bekannt gegeben, einen Atomtest ausgeführt zu haben. Das kommunistische Land löste damit weltweite Empörung aus. Bislang gibt es noch keinen unabhängigen Beweis dafür, ob tatsächlich eine Atomwaffe getestet worden war. (chr)