1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Iran-Deal: USA hörte Israel ab

30. Dezember 2015

Eigentlich wollten die USA ihre Verbündeten nicht mehr ausspähen. Laut einem Zeitungsbericht hat der US-Geheimdienst NSA aber in bestimmten Ländern weiter spioniert - allen voran bei Israels Regierungschef Netanjahu.

https://p.dw.com/p/1HW2P
Benjamin Netanjahu und Barack Obama im Weißen Haus (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/K. Lamarque

Die nationale Sicherheitsbehörde NSA hat den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu während der heiklen Iran-Gespräche abgehört, berichtet das Wall Street Journal.

Nachdem vor zwei Jahren die weitreichende Spionage der NSA bekannt wurde, hatte US-Präsident Barack Obama im Januar 2014 angekündigt, verbündete Staats- und Regierungschefs nicht mehr ausspähen zu wollen. Auch das private Mobiltelefon der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die NSA abgehört.

Iran-Gegner Israel im Visier

Hinter den Kulissen habe das Weiße Haus beschlossen, bestimmte Verbündete weiter genau zu beobachten. Das will die Zeitung aus Regierungskreisen erfahren haben. "Ganz oben auf der Liste stand Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu", so der Medienbericht.

Netanjahu sei ein besonderes Ziel aufgrund der damals laufenden Atom-Verhandlungen der USA mit dem Iran gewesen. Man habe die Sorge gehabt, der israelische Ministerpräsident könne die Gespräche torpedieren.

Auch Gespräche mit US-Abgeordneten abgehört

Netanjahu hatte das Atom-Abkommen der USA mit dem Iran vehement abgelehnt. Bei den Beteiligten der Verhandlungen wollte er mit Hilfe von diplomatischen Gesprächen gegen die geplante Vereinbarung intervenieren. So versuchte Netanjahu, das Abkommen auch mit einem Veto des US-Kongresses zum Scheitern zu bringen.

Die NSA habe Gespräche zwischen Netanjahu und dessen Beratern sowie Gespräche israelischer Repräsentanten mit US-Abgeordneten abgehört, berichtet das Blatt. Israel habe demzufolge Details der Verhandlungen ausspioniert und an jüdische US-Organisationen weitergegeben, die das Abkommen ablehnten.

Eine komplexe Spähaffäre

Die Beziehung der US-amerikanischen und israelischen Nachrichtendienste sei die wohl "schnell entzündlichste Mischung aus Intimität und Vorsicht, die wir haben", sagte Ex-Geheimdienstchef Michael Hayden der Zeitung. Er hat die NSA und CIA während der Regierungszeit von George W. Bush geleitet. Die NSA hatte in den 1970er Jahren Israel geholfen, seine elektronischen Spähsysteme auszubauen.

Für den Bericht hat das Wall Street Journal nach eigenen Angaben Interviews mit mehr als zwei Dutzend gegenwärtigen und ehemaligen US-Regierungsvertretern geführt. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP dementierte das Weiße Haus den Bericht nicht.

myk/fab (dpa, rtr, afp, Wall Street Journal)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen