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Spion kommt nach 30 Jahren frei

28. Juli 2015

Der in den USA zu lebenslanger Haft verurteilte israelische Spion Jonathan Pollard wird begnadigt und auf Bewährung freigelassen. Über die Gründe wird spekuliert – doch die Beteiligten weisen politische Motive zurück.

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Demonstration für die Freilassung von Pollard im März 2013 in Jerusalem (Foto: dpa)
Demonstration für die Freilassung von Pollard im März 2013 in JerusalemBild: picture-alliance/EPA/A. Sultan

Nach exakt 30 Jahren im Gefängnis soll der israelische Spion Jonathan Pollard freikommen: Seine Anwälte teilten mit, dass die Haftstrafe ihres Mandanten am 21. November zur Bewährung ausgesetzt werde. "Wir freuen uns darauf, unseren Klienten in weniger als vier Monaten draußen zu sehen", erklärten sie.

Zugleich widersprachen die Anwälte Spekulationen, dass die Freilassung ein politisches Zugeständnis der USA sein könnte, um Israel wegen des Atomabkommens mit dem Iran zu besänftigen. Die Entscheidung der Bewährungskommission sei "unabhängig von anderen US-Regierungsstellen" gefallen und nicht an die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten geknüpft. Auch US-Außenminister John Kerry beteuerte vor Journalisten, dass kein außenpolitischer Zusammenhang bestehe. "Ehrlich", sagte Kerry. Darüber habe es nicht einmal Gespräche mit Israel gegeben.

Nationalheld in Israel

Die Beziehungen zwischen den USA und Israel werden durch die Pollard-Affäre bis heute belastet. Der in den USA geborene Spion hatte bei der US-Kriegsmarine als zivil angestellter Geheimdienstanalyst Zugang zu hoch brisanten Unterlagen. Von Mai 1984 bis zu seiner Verhaftung im November 1985 übergab er dem israelischen Geheimdienst Mossad viele tausend Dokumente mit US-Spionagematerial aus dem arabischen Raum. Nach seiner Verhaftung bekannte er sich schuldig und wurde 1987 zu lebenslanger Haft verurteilt. In Israel, dessen Staatsbürgerschaft Pollard 1996 erhielt, genießt er den Status eines Nationalhelden.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu begrüßte die geplante Freilassung. "Nach jahrzehntelangen Bemühungen wird Jonathan Pollard endlich freigelassen", erklärte er. Israel warte "mit Ungeduld" auf den Tag.

Jonathan Pollard im Jahr 1991, sechs Jahre nach seiner Inhaftierung (Foto: Reuters)
Jonathan Pollard im Jahr 1991, sechs Jahre nach seiner InhaftierungBild: Reuters

Der bald 61-Jährige sitzt derzeit noch in der Haftanstalt von Butner im Bundesstaat North Carolina hinter Gittern. Die dreiköpfige Bewährungskommission hörte den Fall nach Angaben der Anwälte am 7. Juli und traf die Entscheidung über die Entlassung auf Bewährung einstimmig. Bereits im Juli 2014 hatte sich Pollard um seine vorzeitige Entlassung bemüht, damals lehnte die Kommission sein Gesuch noch ab.

Das US-Justizministerium hatte sich lange gegen die Umwandlung in eine Bewährungsstrafe gesperrt. Pollards Anwälten zufolge verzichtete das Ministerium bei der Anhörung vor der Kommission Anfang des Monats nun darauf, gegen eine Freilassung zu argumentieren. Zu den Auflagen gehört den Angaben zufolge, dass der Spion die USA fünf Jahre lang nicht verlassen darf. Die Anwälte riefen US-Präsident Barack Obama auf, ihrem Mandanten mit einer Begnadigung die sofortige Ausreise nach Israel zu ermöglichen.

Am Sonntag hatte die israelische Justizministerin Ajelet Schaked sich bereits für eine Begnadigung Pollards eingesetzt, weil dieser sich während der Haft nichts habe zuschulden kommen lassen und keine Gefahr darstelle.

stu/gmf (afp, dpa)