USA trauern um John Lewis
18. Juli 2020Der Tod von John Lewis hat in den Vereinigten Staaten Bestürzung ausgelöst. Mit Lewis sei "einer der größten Helden in der amerikanischen Geschichte" gestorben, erklärte die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Der Politiker der Demokratischen Partei "war ein Titan der Bürgerrechtsbewegung, dessen Güte, Vertrauen und Mut unsere Nation verändert hat". Der im Alter von 80 Jahren in Atlanta (Georgia) verstorbene Bürgerrechtler sei das "Gewissen des Kongresses" gewesen, so Pelosi.
Der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, würdigte Lewis als "einen Pionier der Bürgerrechte, der sein Leben aufs Spiel setzte, um Rassismus zu bekämpfen, Gleichberechtigung zu fördern und unsere Nation in einen größeren Einklang mit ihren Gründungsprinzipien zu bringen".
Obamas "Held"
Barack Obama, einziger schwarzer Präsident in der 244-jährigen Geschichte der USA, erinnerte daran, wie sehr Lewis sein eigenes Leben geprägt habe. Schon bei der ersten Begegnung als Student habe er ihn "seinen Helden" genannt. "Als ich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, umarmte ich ihn vor der Vereidigung und sagte ihm, dass ich nur dort sei wegen der Opfer, die er erbracht habe", schrieb Obama in einem kurzen Nachruf. "Er liebte sein Land so sehr, dass er sein Leben und sein Blut dafür riskierte, dass dieses seinem Versprechen gerecht werden möge."
"Wir haben einen Riesen verloren", betonten Ex-Präsident Bill Clinton und seine Frau Hillary in einem gemeinsamen Statement. "John Lewis gab alles, was er hatte, um Amerikas unerfülltes Versprechen der Gleichheit und Gerechtigkeit für alle einzulösen".
"I have a Dream"
John Lewis war laut Medienberichten der letzte überlebende Redner des legendären "Marschs auf Washington" vom 28. August 1963. Im Alter von 23 Jahren stand er damals auf den Stufen des Lincoln Memorials in der Bundeshauptstadt, um gemeinsam mit Martin Luther King (1929-1968) vor mehr als 200.000 Zuhörern ein Ende der Rassendiskriminierung in den USA zu fordern. Der Baptistenpastor und spätere Friedensnobelpreisträger King hielt seinerzeit die berühmte Rede "I have a Dream".
Zwei Jahre später wäre Lewis bei einem brutalen Polizeieinsatz gegen Teilnehmer eines Friedensmarsches von der Stadt Selma nach Montgomery im Bundesstaat Alabama fast gestorben. Er erlitt an dem Tag, der als "Bloody Sunday" in die US-Geschichte einging, einen Schädelbruch. Fünfzig Jahre später - im Jahr 2015 - kehrte er gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten Obama nach Selma zurück und erinnerte an die Geschehnisse von 1965. Zuletzt kämpfte Lewis gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs, der Ende 2019 bei ihm diagnostiziert wurde.
Lewis, der die Demokratische Partei im Kongress seit Jahrzehnten vertrat, galt auch als Kritiker von Präsident Donald Trump. Dieser ordnete das Herabsetzen der Flaggen über dem Weißen Haus und über öffentlichen Gebäuden im Land auf halbmast an - "als Zeichen des Respekts". Er und seine Gattin Melania würden Lewis und dessen Familie in ihre Gebete aufnehmen, twitterte Trump.
wa/qu (afp, dpa)