Wie Karikaturisten die US-Wahl sehen
Donald Trump oder Joe Biden: Wer zieht als nächster US-Präsident ins Weiße Haus ein? Karikaturisten aus aller Welt haben sich darüber Gedanken gemacht.
Auf in den (Wahl)-Kampf
Von "schmutzigen Taktiken" des amtierenden Präsidenten sprach Bidens Vize-Kandidatin Kamala Harris. Und nicht nur den Demokraten kommt es so vor, als ob sie sich im Wahlkampf durch schwieriges Gelände kämpfen müssen, sondern auch dem deutschen Karikaturisten Jens Kricke. Amtsinhaber Donald Trump ist das egal - er schwebt eh über den Dingen. Und erinnert dabei an die böse Hexe aus dem Märchen.
Propaganda à la Trump
Der Präsident liebt Superlative: "Ich bin die am wenigsten rassistische Person, die du je gesehen hast."/ "Es gibt niemanden, der mehr Respekt vor Frauen hat als ich."/ "Ich verstehe mehr von Geld als alle anderen." Und natürlich hätten die USA auch nie einen besseren Präsidenten als ihn gehabt. Aber hier gibt Trump einem Fotografen als einem "der besten der Welt" den Vortritt.
TV-Duell
Was ist bloß aus der politischen Debatte in den USA geworden, fragt sich der tschechische Karikaturist Marian Kamensky gemeinsam mit dem Rest der Welt. Im TV artete der erste Schlagabtausch zwischen den Kontrahenten um das Präsidentenamt in eine Schlammschlacht aus. Statt Argumente auszutauschen, hagelte es gegenseitige Beleidigungen.
"Sleepy Joe" und der "Clown"
Biden sei ein "schläfriger alter Mann", eine "Marionette der gefährlichen Linken", so Trump, der seinem Herausforderer ständig ins Wort fiel. Der konterte, Trump sei ein Rassist, ein Lügner, ein "Clown" und der "schlechteste Präsident, den Amerika je hatte". Kommentatoren sprachen von "einer der schlimmsten Debatten, die Amerika je gesehen hat". Das zweite Duell lief etwas gesitterer ab - etwas...
Kleinkind-Allüren
Auch in Afrika wundert man sich über das so gar nicht staatsmännische Verhalten von Trump. Den Cartoonisten Damien Glez aus Burkina Faso erinnert der Präsident an ein trotziges Kleinkind, das unbedingt seinen Willen durchsetzen will. Was nicht passt, wird passend gemacht: Der runde Klotz wird mit Gewalt in die dreieckige Öffnung geklopft. Hoffentlich ist es nicht der Startknopf für die Atombombe!
Trumpzilla
1954 kam der erste japanische Godzilla-Film in die Kinos. Wo die Riesenechse auftaucht, hinterlässt sie eine Schneide der Verwüstung. Dass Takeshi Kishino den angriffslustigen US-Präsidenten in seinem Cartoon zu einem gigantischen Godzilla-Monster aufpumpt, lässt tief blicken. Hat Joe Biden eine Chance gegen diesen Trumpzilla?
Alpha-Männchen unter sich
Donald Trump genießt die Nähe zu Präsidenten, die wenig von demokratischen Regeln halten: Putin, Erdogan und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un. Laut dem Niederländer Tjeerd Royaards eint diese Politiker das archetypische Rivalitätsverhalten selbsternannter Alpha-Männchen. Joe Biden hingegen zählt für Trump zur Kategorie "Tattergreis" - aus seiner Sicht also kein ernstzunehmender Gegner.
Bloß keine Briefwahl!
"Das wird ein Betrug, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Es gibt Wahlzettel in Mülleimern mit dem Namen Trump darauf." Gebetsmühlenartig wettert der US-Präsident seit Monaten gegen die Briefwahl und drehte der Post sogar den Geldhahn zu, wie Marian Kamensky treffend skizziert. Wegen der Corona-Krise wollen vor allem Demokraten vorsichtshalber per Brief abstimmen.
Amtshilfe
Der Präsident verschweigt bei seinen Tiraden gegen die US-Post gern, dass er selbst bereits mehrfach per Brief gewählt hat. Und obwohl selbst das FBI betont, dass es in den USA noch keinen Wahlbetrug gab, beharrt Trump darauf: Amerika drohe die "am meisten gezinkte Wahl in der Geschichte". Zur Not kann er sich ja Hilfe aus dem Ausland holen, findet der griechische Zeichner Kostas Koufogiorgos.
Trump for Präsident
Nicht nur in den USA, auch anderswo gibt es Trump-Befürworter. Der Australier Mark Lynch wünscht dem US-Präsidenten im Namen aller Karikaturisten rund um den Globus unbedingt eine neue Amtszeit: "Wir brauchen unseren Kumpel" und "Wir lieben den Twitter-Häuptling" skandieren die Demonstranten - denn kein Politiker bietet den Zeichnern so viel Stoff wie der Mann im Weißen Haus.
Umzug nicht geplant
Trump hat schon mehrfach klar gestellt, dass er im Weißen Haus bleiben will. Eine friedliche Machtübergabe im Fall seiner Wahlniederlage hat er abgelehnt und stattdessen kommentiert: "Nun, wir werden sehen, was passiert." Seine Anhänger hat er schon zu Protesten aufgefordert, sollte er nicht gewählt werden. Aber dass Biden Präsident werden könnte? Aus Trumps Sicht sind das reine Fake News.
Die Erbfolge ist gesichert
Auch die Tatsache, dass die US-Verfassung eine dritte Amtszeit verbietet, hat Trump schon in Frage gestellt. Kokettiert er mit einer Präsidentschaft auf Lebenszeit? Zu Wahlveranstaltungen tritt oft der ganze Clan auf, auch Donalds jüngster Sohn Barron - was die deutsche Zeichnerin Christiane Pfohlmann zu ihrer Vision der Geburt einer monarchischen Erbfolge in den USA veranlasst haben mag.