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Politik

USA wollen "Atombömbchen" bauen

2. Februar 2018

Nicht mehr Waffen - aber mehr Varianten: Das ist die Devise für die neue Nuklearstrategie der USA. Im Wettstreit mit Moskau sieht Washington eine entscheidende Lücke. Sie soll nun geschlossen werden.

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Atombombe USA
Atombombe B61 der Vereinigten Staaten - eine taktische Atomwaffe, die auch in Europa stationiert ist (Archivbild)Bild: Wkipedia/U.S. Air Force
  • Die US-Streitkräfte wollen ihr Atomwaffenarsenal modernisieren - mit neuen Nuklearwaffen von kleinerer Größe. Dazu sollen bereits bestehende Atomsprengköpfe von U-Boot-gestützten Langstreckenraketen umgerüstet werden. Auf lange Sicht ist zudem ein atombestückter Marschflugkörper geplant.
  • Ziel ist in erster Linie die Abschreckung gegenüber Russland: Diese sogenannten taktischen Atomwaffen seien die angemessene Antwort auf die Ausweitung der russischen Nuklearwaffenkapazitäten, heißt es in einem Pentagon-Papier.
  • Durch die neue Nukleardoktrin bricht die Regierung von Präsident Donald Trump mit dem Kurs von Vorgänger Barack Obama. Der hatte die weltweite Abschaffung von Atomwaffen zum Ziel erklärt.
  • Das russische Außenministerium kritisierte den Schritt. Damit werde die Schwelle zum Einsatz von Atomwaffen "gefährlich" herabgesenkt.

Wirkungslos, weil zu wirkungsmächtig?

Das Pentagon argumentiert in dem 75-seitigen Papier, dass die strategischen Atomwaffen mit ihrem gigantischen Zerstörungspotenzial zur Abschreckung nicht reichten. Russland setze womöglich darauf, dass die USA diese Waffen niemals einsetzen würden - da das Risiko wegen eines zu befürchtenden atomaren Gegenangriffs von ähnlicher Dimension und der damit drohenden Vernichtung von großen Teilen der Menschheit zu hoch sei.

Die neuen kleinformatigen Atomwaffen - allgemein als "Mini-Nukes" bezeichnet - sollen das Abschreckungspotenzial des US-Atomwaffenarsenals erhöhen. Rivalisierenden Staaten wie Russland werde dadurch ihr "irregeleitetes Vertrauen" genommen, dass sie bei einem Einsatz ihrer eigenen kleinen Atomwaffen nicht mit einem atomaren Gegeneinsatz der USA rechnen müssten.

Glaubwürdigkeit durch neue Bomben

Der Experte Greg Weaver vom Generalstab der US-Streitkräfte trat jedoch Berichten entgegen, dass das Pentagon mit den neuen Atomwaffen die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen absenken wolle. Der Zweck dieser Waffen sei es, eine US-Antwort auf den Nuklearwaffeneinsatz durch andere Staaten "glaubhafter zu machen". Es gehe jedoch nicht darum, den Ersteinsatz von Atomwaffen durch die USA wahrscheinlicher zu machen.

In dem Pentagon-Dokument werden zwar auch die Besorgnisse der US-Regierung hinsichtlich der Atomprogramme in Nordkorea, dem Iran wie auch China unterstrichen. Doch der Schwerpunkt liegt klar auf Russland. Die russische Annexion der Krim-Halbinsel und "nukleare Drohungen" gegen Verbündete der USA stellten Moskaus "Rückkehr zum Wettlauf der Großmächte" dar, schreibt Verteidigungsminister Jim Mattis.

Initialzündung für neuen Rüstungswettlauf?

Kritiker befürchten allerdings, dass die US-Pläne einen neuen atomaren Rüstungswettlauf in Gang setzen. Zudem weisen Experten darauf hin, dass die USA bereits Atomwaffen mit vergleichsweise begrenzter Sprengkraft in ihrem Arsenal haben. Dabei handelt es sich um die 150 B-61-Bomben, die in Europa gelagert sind.

Auch die kleinformatigen Atomwaffen haben immer noch eine enorme Sprengkraft, insofern ist die Bezeichnung "Mini-Nukes" verharmlosend. Die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki würden nach heutiger Definition als "Mini-Nukes" eingestuft werden. Sie hatten eine Sprengkraft von etwa 15 und 20 Kilotonnen. Als kleine Atomwaffen gelten heute solche mit einer Sprengkraft von bis zu 20 Kilotonnen.

Die Vereinigten Staaten haben derzeit geschätzte rund 7000 Atomsprengköpfe in ihrem Arsenal, Russland einige hundert mehr.

Regierung in Moskau "schwer enttäuscht"

Das russische Außenministerium warf den USA ein gefährliches Spiel mit dem Absenken der Schwelle für einen Nukleareinsatz vor. Russland müsse deshalb zu seiner eigenen Sicherheit Maßnahmen ergreifen, hieß es in einer Stellungnahme. Besondere Besorgnis errege das Vorhaben, flexiblere Atomwaffen mit geringer Sprengkraft zu entwickeln. Solche Waffen seien nicht zur strategischen Abschreckung, sondern zum taktischen Einsatz auf einem Gefechtsfeld vorgesehen. "Ein Absenken der Nuklearschwelle kann zu einem Krieg mit Atomraketen selbst bei Konflikten von geringer Intensität führen", warnte das Moskauer Ministerium.

jj/uh/haz (dpa, afp)